Allez les boules!

Vereine gründen „Offene Boule-Liga“

Von Werner Szybalski

Das Wetter im Münsterland hat sich in diesem Jahr den Verhältnissen in der französischen Provence schon angepasst. Die Sonne brennt regelmäßig vom Firmament, so dass die Kugelfreund:innen im Boulodrome sich der Heimat des Kugelsports sehr nahe fühlen dürfen. Die Anlage des ältesten Boulevereins in Münster, dem Klub für Kugelsport (KfK), befindet sich auf der Sportanlage Sentruper Höhe. Im März kommenden Jahres wird der KfK 40 Jahre alt. Petanque wird nachgewiesen sogar schon seit dem 2. September 1984 auf der Sente gespielt. Damals trafen sich Frankreich-Urlauber:innen, um auf der Bocciabahn Boule zur Premiere in Münster zu werfen. An diesem Sonntag (22. Juni 2025), also 41 Jahre nach dem ersten Boulespiel in der Domstadt und 36 Jahre nach Eröffnung des Boulodrome auf der Sentruper Höhe, gab es wieder einen „großen Bahnhof“, denn erneut stand eine Premiere im Kugelsport in Münster an.

Auch Bezirksbürgermeister Stephan Brinktrine (M.) ließ am Sonntag auf der Sentruper Höhe die Boulekugeln fliegen. Philipp Hagemann (r.), Vorsitzender des Sportausschusses der Stadt Münster, trat gegen ihn an, während der Breitensport-Projektkoordinater des Stadtsportbundes, Dirk Henning, kritisch hinschaute. (Fotos: Werner Szybalski)

Regelmäßiges Spielangebot für Hobbyspieler:innen

Michael Weise, KfK-Vorsitzender, begrüßte die Spieler:innen und Gäste.

Am frühen Sonntagnachmittag freute sich Michael Weise, Chef des mit rund 70 Mitgliedern nicht nur ältesten, sondern auch größten Vereins in der Stadt, dass das Boulodrome immer voller wurde. Die zufällig anwesenden Spieler:innen mussten schon auf die hinteren Bahnen weichen, um vorn Platz für die Einführung der „Offenen Boule-Liga“ Platz zu schaffen.

Fünf Vereine, der stadtweite KfK, die DJK Borussia Münster von der Geist, der SC Gremmendorf und Eintracht Münster aus St. Mauritz, fanden sich zusammen, um auch den Hobbyspieler:innen in ihren Vereinen ein regelmäßiges Spielangebot in einer Liga zu geben. So setzten Dr. Winfried Schmidt, der Boulechef von Eintracht Münster ist erst seit zwei Jahren selbst mit der 700 Gramm schweren Metallkugel unterwegs, um sie im Wettbewerb möglichst nah an das „Schweinchen“, die er Zielkugel, zu platzieren, Michael Weise und Henry Jürgens, Beauftragter für Bildung und Breitensport des Boule und Pétanque Verbandes Nordrhein-Westfalen, zusammen und entwarfen die „13 Regeln für schöne Spiele in der »Offenen Boule-Liga Münsterland«“.

Offizielle Ligen von Kreisklasse bis zur Bundesliga

„Auch Hobbyspieler bekommen irgendwann Lust, nicht nur zum Spaß um den Sieg zu spielen. Der Schritt in eine der offiziellen Boule-Ligen ist dann aber schon groß. Schließlich stehen dort selbst in der Kreisliga nicht nur Spiele auf der heimischen Anlage an. Anreise, Spiel und Heimreise – da ist schnell ein ganzer Tag weg“, erläuterte der Besitzer im KfK-Vorstand Johannes Nolte-Risch: „Aber ab heute gibt es nun ja auch einen Wettbewerb für Hobbyspieler in Münster.“

Für Johannes Nolte-Risch (M.) ist Boule ein Familiensport, bei dem er seine Kinder gern dabei hat.

Unterhalb der Bundesliga organisiert der NRW-Verband die offiziellen Liga-Spiel zwischen den Vereinsmannschaften. In Nordrhein-Westfalen gibt es drei Kreisligen (A bis C), zwei Bezirksklassen (A und B), eine Bezirksliga, eine Regionalliga und an der Spitze die NRW-Liga. Aus Westfalen sind in der 16 Teams bundesweit umfassenden „Deutschen Pétanque Bundesliga“, so der offizielle Name, Bochum Diaboulo und der BV Ibbenbüren dabei. Die Kugelsportler aus dem Tecklenburger Land spielen derzeit schon ihre 15. Bundesliga-Saison. Einmal heimsten sie sogar den Deutschen Meistertitel ein.

Münsterländische Topteams kommen aus Ibbenbüren, Münster, Coesfeld und Ahlen

Mit Ahlen und Coesfeld kämpft der KfK Münster in der zweithöchsten NRW-Liga, der zweigeteilten Regionalliga um die Platzierung. Auf westfälischer Ebene sind Ibbenbüren 2, Münster 2, TV Jahn Rheine, Davert Senden, Wadersloh und Warendorf-Freckenhorst in der Bezirksliga auf Schweinchenjagd. Eine Klasse tiefer in der Bezirksklasse A, die auch ganz Westfalen als Einzugsgebiet umfasst, sind Beelen, Münster 3 und der SC Gremmendorf dabei. In der B-Bezirksklasse starten Ahlen 2, Coesfeld 2 und Burgsteinfurt.

In den drei Boule-Kreisligen sind aus dem Münsterland dabei:

  • A-Klasse: Drensteinfurt, Münster 4, BSG Nordwalde, Burgsteinfurt 4.
  • B-Klasse: Beelen 2, SC Gremmendorf 2, Davert Senden 2, Burgsteinfurt 2, Warendorf-Freckenhorst 2.
  • C-Klasse: Ahlen 3, Drensteinfurt 2, Burgsteinfurt 3.
Frauen und Männer spielen beim Boule übrigens zusammen und gegeneinander.

Drei Spieltage der Offenen Liga im Premierenjahr

Für die drei münsterschen Vereine Eintracht, DJK Borussia und SC Gremmendorf ist die neue Offene Pétanque-Liga also praktisch ein Ein- oder Wiedereinstieg in den Wettkampfsport. „Der Leistungssport breite Basis. Vor ihr aus können Vereine und Spieler:innen sich nach oben entwickeln“, begrüßte Michael Weise den Start der Offenen Liga, die drei Spieltage in diesem Jahr umfasst. Am Sonntag spielten im Boulodrome Borussia Münster gegen den TSV Handorf sowie KfK Münster gegen den SC Gremmendorf. Für den fünften Verein, Eintracht Münster, wurde als Gegner ein „Wildcard-Team“ zusammengestellt.

Eine Mannschaft in der offenen Boule-Liga besteht aus mindestens vier Spieler:innen. In der Auftaktveranstaltung im Sentruper Sportpark wurden zwei Doubletten und ein Triplette gespielt. Weitere Turniertermine sind für das laufende Jahr auf den Vereinsplätzen der DJK Borussia Münster (31. August 2025, 14 Uhr bis 17 Uhr) und des SC Gremmendorf (21. September 2025, 14 Uhr bis 17 Uhr) geplant.

Schirmherrschaft über den „Münsteraner Bouletag“ übernahm der Stadtsportbund

Als „Münsteraner Bouletag“ nannten die Organisator:innen den Auftakt der Hobbyliga, der zugleich ein Werbetag für den Boulesport war. Michael Weise: „Solche Hobbyligen gibt es überall in Deutschland – nur Münster war noch ein weißer Fleck auf der Hobbyboule-Landkarte. Dies ist mit dem heutigen Tag Geschichte.“ Wie häufig in Randsportarten beziehungsweise kleinen Sportfachverbänden sind die Teilnahmevoraussetzungen am Spielbetrieb auch des Pétanqueverbandes und seiner Untergliederungen in den Bundesländern eher hoch. „Die offiziellen Ligen des Verbandes verlangen ein hohes Engagement, beinhalten viele Termine, lange Spieltage und zum Teil erhebliche Anfahrten sowie eine Vereinsmitgliedschaften in einem Verbandsklub. Oben drauf kommt dann noch der Erwerb einer aktuellen Spiellizenz. Bei der Hobbyliga fällt das alles weg“, erläuterte der KfK-Vorsitzende.

Dr. Winfried Schmidt von Eintracht Münster ergänzte: „Die offene Liga ist da deutlich entspannter. Einerseits durch kleinere Mannschaften, ohne Lizenzpflicht, keine zwingende feste Mannschaften und vor allem weniger Spielen – dazu in entspannter Atmosphäre.“

Dirk Henning (l.) vertrat den Schirmherrn des Bouletages auf der Sentruper Höhe, den Stadtsportbund, und Bezirksbürgermeister Stephan Brinktrine sprach ein Grußwort der Stadt Münster.

Dirk Henning, Projektkoordinator Breitensport beim Boultetag-Schirmherrn Stadtsportbund Münster (SSB), betonte: „In jedem Stadtteil Münsters kann Boule gespielt werden. Ich denke, dieser Breitensport hat jetzt schon so viel Potential, dass eine Hobbyliga eine logische Konsequenz ist. Ein Bouletag ist der richtige Weg, um noch mehr Menschen für Vereinssport, aber auch ungebundenen Sport zu begeistern.“ Ratsherr Philipp Hagemann, Vorsitzender des Sportausschusses des Rates der Stadt Münster, der auf ein Grußwort verzichtete („Wir sind doch wegen des Sports hier.“), betonte am Rande der Veranstaltung: „Münster ist inzwischen schon ganz gut in Sportinfrastruktur – insbesondere im Breitensport – aufgestellt, aber wir haben noch längst nicht das erreicht, was wir uns als Ziel vorstellen. Es gibt noch einiges zu tun.“

Grußwort des Bezirksbürgermeisters

Die Sentruper Höhe gehört zum Stadtbezirk Münster-West. Deren Bezirksbürgermeister steckt zwar gerade mitten im Wahlkampf, denn Stephan Brinktrine will Nachfolger von Oberbürgermeister Markus Lewe werden, war aber vor Ort, um den OB offiziell beim Bouletag zu vertreten. Brinktrine ließ es sich nicht nehmen, selbst ein paar Kugeln – im Wettstreit mit seinem Parteikollegen Philipp Hagemann – zu werfen. Vorher betonte er in seinem Grußwort, was er kurz danach tatsächlich erlebte: „Boule ist eine Sportart, die leicht zu erlernen ist. Zudem benötigt niemand große Investitionen, um sie auszuüben. Beeindruckend ist die freundschaftliche Atmosphäre hier, obwohl es doch durchaus auch um Wettbewerb und damit um das Siegen geht. Aber die Hobbyspieler:innen hier im Boulodrome wissen offensichtlich, worauf es ankommt. Danken möchte ich den Organisator:innen in den Vereinen, dass Bouletag und Hobbyliga ermöglicht haben.“

Mit knapp einer halben Stunde Verspätung, da doch viele zuvor etwas zu sagen hatten, wurde die Premierenkugel der „Offenen Boule-Liga Münsterland“ endlich geworfen.

Zwanzig interessierte Einsteiger:innen

Der Bouletag sollte auch interessierte, potentielle Einsteiger:innen auf die Sentruper Höhe locken. Ein Wunsch, den gut zwanzig Menschen den Organisator:innen erfüllten und Henry Jürgens vom Boule und Pétanque Verbandes NRW, gehörig ins Schwitzen brachte. Die wenigsten der Neuen hatten eigene Kugeln, was aber beim KfK Münster kein Problem ist, denn der Verein hat genügend Spielmaterial vor Ort. Eine lange Viertelstunde führte Henry Jürgens, der auch Ausbilder der Bouletrainer ist, die Interessierten in den Sport ein, ehe sie sich auf der großzügigen, erst kürzlich von der Stadt Münster aufgefrischten Anlage zum Spielen verteilten.

13 kurze Regeln für „schöne Spiele“ in der Offenen Boule-Liga Münsterland
Kreis:
Beide Füße müssen im Abwurfkreis von 50 Zentimeter Durchmesser stehen.
Spielfeld: Das Schweinchen muss zwischen sechs und zehn Meter gelegt werden. Das Spielfeld soll mindestens drei Mal zwölf Meter groß sein.
Kugeln: Jedes Team spielt mit sechs Kugeln, die handelsüblich sein dürfen.
Kugel im Aus: Verlässt eine Kugel während des Spiels die Bahn, soll diese an die Seite gelegt werden.
Zeit: Es soll innerhalb von 60 Sekunden geworfen werden.
Messung: Im Zweifel immer den kürzesten Abstand zum Schweinchen nachmessen.
Punkte: Für jede Teamkugel am Schweinchen gibt es einen Punkt.
Wechsel: Vor jeder Aufnahme (Wurf des Schweinchen) darf ein Team Spieler:innen wechseln
Sieg: Das Triplette und die beiden Doubletten werden jeweils mit einem Punkt gewertet.
Inklusion: Rollstuhlfahrer:innen, Schlaganfallpatient:innen, an Demenz erkrankte – gemeinsam sollen die Teams einen Weg finden, damit alle mitspielen können.
Fair Play: Grundsätzlich gilt Störungen zu vermeiden und Rücksicht zu nehmen.
Gender: Möglichst sollen Frauen im Team sein.
Respekt: Spieler:innen sollen höflich, nett, respektvoll und wertschätzend sein und Zivilcourage zeigen, wenn es nötig ist.

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