Umfeld für S-Bahn Münsterland wird mit Bahnhofswache geschaffen
Von Werner Szybalski
Die alten Postgleise am südwestlichen Eck des Hauptbahnhofes Münster sollen reaktiviert werden. Im Zuge des vor acht Jahren aus dem Hut gezauberten Konzeptes S-Bahn Münsterland wird ein neues Vorhaben präsentiert, ohne dass bislang in Sachen S-Bahn wirklich etwa Handfestes geschehen ist. Nun sollen zwei Gebäude, die ehemalige Post sowie das heutige Sparda-Bank, abgerissen werden, um anschließend ein zukunftsfähiges Konzept für den Berliner Platz umzusetzen. Zentral dabei ist die Schaffung der Bahnhofswache, dort wo heute noch das Bankgebäude neben dem Hamburger Tunnel steht.

„Letter of Intent“ zum Bahnhof Münster unterzeichnet
Sicherheit stärken, Mobilität gestalten, das Quartier nachhaltig entwickeln: Mit einer gemeinsamen Absichtserklärung („Letter of Intent“) haben Stadt Münster, Polizei Münster, Deutsche Bahn, Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und die Projektentwicklerin AREO die Weichen für eine umfassende Neugestaltung des Berliner Platzes am Hauptbahnhof gestellt. Mit Abriss bestehender und der Errichtung von neuen Gebäuden soll der Bahnhofsbereich weiter entwickelt werden. Zur Eröffnung einer gemeinsamen Pressekonferenz im Lublinzimmer des Stadtweinhauses erklärte am Freitagmittag Münster Oberbürgermeister Markus Lewe: „Eine denkwürdige PK, denn trotz unterschiedlicher Linien und auch Ziele sind wir alle zusammengekommen, um mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.“ Damit meinte das scheidende Stadtoberhaupt wohl die gemeinsame Absichtserklärung, die kurz vor dem Pressegespräch unterschrieben worden war.

Postgleise werden zum „Coesfelder Bahnhof“
Die Deutsche Bundespost hatte einen eigenen Gleisanschluss für ihr ehemaliges Postzentrum am Bahnhof. Sie liegen südwestlich im Bahnhofsbereich hinter dem ehemaligen Postgebäude und enden vor dem Bahnhofsgebäude in Höhe des Ende der südlichen Bahnsteige. Dieser Gleisanschluss soll zukünftig für die RB 63-Züge aus Coesfeld genutzt werden. Wie schon die Schnellbusse aus dem Kreis endet dann auch der Zug aus Coesfeld am Hauptbahnhof. Bislang fährt er nämlich auch bis zum Zentrum Nord.
Die Lokalpolitiker:innen seien informiert, betonte Stadt im Pressegespräch, dass die von Münsteraner Projektentwickler Areo verplanten rund 100 Millionen Euro nicht nur in Absprache mit den Unterzeichner:innen erfolge. Das ehemalige Postgebäude und das heutige Sparda-Bank-Gebäude sollen abgerissen werden. Sie sollen durch moderne Bauten ersetzt werden, die das Architekturbüro Peter Bastian aus Münster entworfen hat. Dabei sollen Räume für Dienstleistungen geschaffen werden. Ob auch Wohnungen gebaut werden, ist derzeit noch offen, scheint angesichts der in der Pressekonferenz gezeigten Pläne aber eher unwahrscheinlich.
Polizeiwache neben dem Hamburger Tunnel
In den Geschäftsräumen der Sparda-Bank neben dem Hamburger Tunnel soll eine Wache für die Landespolizei entstehen. Im Stockwerk darüber – auf Höhe der Gleise – sollen Räume für das Ordnungsamt (Kommunaler Ordnungsdienst, Verkehrsüberwachung und Fahrradkontrolldienst) entstehen. Landespolizei und Ordnungsamt werden Mieter beim Projektentwickler werden.
Das Umfeld des Hauptbahnhofs gilt auch in Münster als Kriminalitätsschwerpunkt, weshalb die gemeinsame Unterbringung von Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst (KOD) in dem Neubau am Berliner Platz ein zentraler Baustein der Entwicklung des Quartiers sei. „Die Sicherheit von Bahnhöfen steht bundesweit im Fokus der Deutschen Bahn, der Polizeien von Bund und Land wie auch der Kommunalen Ordnungsdienste. Mit unseren gemeinsamen Planungen an diesem Standort haben wir nun die Chance auf mehr Präsenz, kürzere Reaktionszeiten und ein gestärktes Sicherheitsgefühl“, erklärte Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf. „Der enge Schulterschluss mit dem KOD eröffnet zudem neue Synergien im täglichen Einsatz.“
Stadtrat Wolfgang Heuer schloss sich an: „Die Unterbringung der uniformierten Außendienste – KOD, Verkehrsüberwachung und Fahrradkontrolldienst – in direkter Bahnhofsnähe ist ein strategisch überzeugender Schritt. Wir platzieren circa 100 Mitarbeitende des Ordnungsamtes an der richtigen Stelle und können den heutigen Standort an der Nieberdingstraße aufgeben.“

S-Bahn Münsterland brauche Raum
„Die Entwicklung rund um den Berliner Platz ist ein Schlüsselprojekt für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Sie leistet einen aktiven Beitrag zur Mobilitätswende“, erklärte Stadtbaurat Robin Denstorff. „Die Reaktivierung der westlichen Gleisanlagen wäre ein zentraler Baustein für die mittel- bis langfristig erfolgende Umsetzung des S-Bahn Münsterland Konzeptes.“ Dem schloss sich der Oberbürgermeister an, der betonte: „Münster ist der Verkehrsknoten der Region. Wenn das S-Bahn-Netz funktionieren soll, brauchen wir auch den Raum dafür.“
Eine breite Treppe führe vom Gleis von Coesfeld durch das neue Gebäude anstelle der Post hinunter zum Berliner Platz. Über der zukünftigen Polizeiwache führe ein Gang zu Rolltreppen und Aufzügen, die den „Coesfelder Bahnhof“ mit dem Hamburger Tunnel barrierefrei verbinden würden.
Mehr als 50.000 Reisende am Hauptbahnhof und bald zusätzliche Kapazitäten innerhalb des Bahnhofsbereichs zwinge dazu, mit der geplanten Erschließung des Berliner Platzes auch die Aufenthaltsqualität dort deutlich steigern und so den Bahnhof nachhaltig zu entlasten.
„Die S-Bahn Münsterland wird künftig Straßen und Innenstädte entlasten, das Umland besser an die Stadt Münster anbinden und CO²-Emissionen deutlich verringern“, vermutet Nils Winter, Projektleiter „S-Bahn Münsterland“ beim NWL. Die Region wachse und der Hauptbahnhof Münster sei ein Nadelöhr. „Mit der Unterzeichnung der Absichtserklärung stellen wir eine wichtige Weiche für eine bedarfsgerechte Mobilität der Zukunft.“ Michael Jansen, Leiter des Bahnhofsmanagements Münster, ergänzte: „Die frühzeitige Ertüchtigung des Postbahnhofs schafft zusätzliche Kapazitäten und macht den Zugverkehr insgesamt flexibler und effizienter. Gleichzeitig können wir den barrierefreien Ausbau umsetzen und die geplanten Zugänge im Einklang mit dem S-Bahn Münsterland Konzept gezielt vorantreiben.“

In zwei Jahren soll der Bebauungsplan fertig sein, 2030 könnten dann die Gebäude dann stehen. Mit der S-Bahn-Anbindung – nicht dem Zug aus Coesfeld (!) n – dürfte es aber länger dauern.
„Dieses Projekt vereint sicherheitsrelevante Aspekte mit der Mobilitätswende und städtebauliche Qualität auf beispielhafte Weise. Es stärkt Münster als zentralen Verkehrsknotenpunkt der Region und macht den Bahnhof zu einem modernen, barrierefreien und einladenden Tor zur Stadt“, sagt Oberbürgermeister Markus Lewe zum Abschluss.