„Gehweg frei“-Demo im Kreuzviertel

Nächste Aktion der Verkehrswende-Gruppe

In der Zukunftswerkstatt Kreuzviertel ist seit Jahren eine Gruppe von Viertelbewohner:innen aktiv, die sich nicht scheut, auch mit den anderen Quartiersbewohner:innen in Konflikt zu geraten. Die Gruppe „Verkehrswende im Kreuzviertel in Münster“ macht seit vielen Jahren mit verschiedenen Aktionen auf das Problem der zugeparkten und zugestellten Gehwege im Kreuzviertel aufmerksam. Teilweise mit Rückschlägen, aber durchaus auch mit Erfolgen, wie Sprecher Stefan Tigges gegenüber unserer Redaktion betont: „Wir sind jetzt fünf Jahre aktiv. Von Beginn an haben wir drei Schwerpunkte: Zugeparkte Gehwege, Mülltonnen auf Verkehrsflächen und Schrottfahrräder im Kreuzviertel. Zu allen Themen sind und werden wir immer wieder aktiv sein. Heute gab es unsere erst Demonstration – eine neue Erfahrung. Versprachen kann ich, dass wir noch nicht am Ende sind und noch einige Ideen haben.“

Erstmals gab es am Freitag (4. Juli 2025) im Kreuzviertel einen Demonstrationszug, deren Teilnehmer:innen freie Gehwege, also mehr Platz für Fußgänger:innen und Rollstuhlfahrer:innen forderten. (Fotos: Werner Szybalski)

50 Teilnehmer:innen ziehen durchs Kreuzviertel

Pünktlich um 16 Uhr begrüßte Stefan Tigges die Teilnehmer:innen und erläuterte kurz die Hintergründe für Versammlung und Demonstrationszug. Die Kreuzviertel-Verkehrswendegruppe hatte lokale Kandidat:innen der kommenden Wahl am 14. September 2025 eingeladen, die alle drei Minuten Redezeit bekamen. Für die Grünen sprach Andrea Blome, Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Rates der Stadt Münster, für Volt die OB-Kandidatin Maren Berkenheide, für den SPD-Ortsverein Münster-Nord Elisabeth Lüdiger, für Die Partei Michael Drüppel und für die ÖDP Patrik Werner. Trotz Einladung nicht erschienen, was Tigges bedauernd hervorhob, war die CDU.

Nur drei Minuten Zeit hatten die Parteivertreter:innen, im Rolli spricht gerade Michael Drüppel von Die Partei, um zu erklären, wie sie die Fußwegesituation im Kreuzviertel verbessern möchten.

Viel verbaler politischer Rückenwind für die „Gehweg frei“-Organisator:innen

Praktisch all Politiker:innen, die vor der Zukunftswerkstatt in der Schulstraße das Mikro in die Hand nahmen, verstanden nicht nur die Sorgen und Probleme der Demoorganisator:innen, sondern machten sogar verschiedene Vorschläge, wie die Gehwege wieder für die Fußgänger:innen zurückgeholt werden können. Es bleibt abzuwarten, was davon umsetzbar erscheint, denn immerhin „regieren“ – zumindest zeitweise bei ÖDP und Partei – die Fraktionen der Redner:innen seit der Kommunalwahl 2020 gemeinsam. Zwar konnten sie dabei kleine Erfolge feiern, aber selbst gemeinsam das Problem nicht aus der Welt schaffen konnten, was nach Worten der Politiker:innen weniger an ihnen, als an Oberbürgermeister Markus Lewe, angeblich „ein Freund des Gehwegparkens“, und seiner Stadtverwaltung läge.

Demo quer durchs Viertel

Der Demonstrationszug zog von der Zukunftswerkstatt zu Mutter Birken und von dort zur ersten Zwischenkundgebung in der Hedwigstraße, wo die Blockade des Gehwegs durch parkende PKWs (siehe nebenstehendes Bild) insbesondere die Gäste von außerhalb des Kreuzviertels die Köpfe schütteln ließ.

Nur wenig weiter auf der Studtstraße wurde dann ein Knöllchen hinter dem Scheibenwischer eines falsch abgestellten Autos (Bild unten) entdekct. Aber die Ordnungsbehörden sind mitnichten zum Schutz der Fußgänger:innen im Quartier eingeschritten, sondern nur, weil der in der Innenkurve auf dem Platz geparkte Wagen den motorisierten Straßenverkehr behindern könnte. Fuß- oder Radweg ist an der grünen Insel, dem Studtplatz, gar nicht vorhanden. Für die an der Demonstration teilnehmenden Aktivist:innen des Vereins Fuss e.V. war dies ein erneuter Beweis, dass die Prioritätensetzung in Münster nicht beim Fußverkehr läge – weder in der Planung noch in der Verkehrsüberwachung.

Erfolg der Gruppe an der Nordstraße

Durch die Studtstraße ging es zur Kreuzkirche und von dort weiter durch die Kampstraße und Dürerstraße. An der Einmündung in die Nordstraße konnte Stefan Tigges einen der größten Erfolge der Gruppe präsentieren: „Wir haben es geschafft, dass das wilde Parken auf der Ostseite der Nordstraße inzwischen von der Stadtverwaltung untersagt wird. Ein wichtiger, schöner Sieg für uns und die Menschen auf diesem Gehweg.“ Scharf bemängelte Tigges, dass auf der Westseite der Nordstraße aber noch immer der „Wilde Parkwesten“ herrsche.

Zurück in der Zukunftswerkstatt diktierte Stefan Tigges der Redaktion ins Notizbuch, was auch auf der Webseite der Gruppierung zu finden ist: „Zugeparkte Gehwege sind überall im Kreuzviertel zu finden. Auch in Extremfällen, in denen die Autos eine Benutzung des Gehweges fast unmöglich machen, schreitet das Ordnungsamt aktuell nicht ein. Das ordnungswidrige Parken auf den Gehwegen wird geduldet, obwohl die verbleibende Restgehwegbreite deutlich die notwendigen zwei Meter unterschreitet. Darüber haben wir uns so geärgert, dass wir nun neue Wege gehen, um auf das Problem aufmerksam zu machen und gleichzeitig die Begehbarkeit wiederherzustellen.“

Die Gruppe „Verkehrswende im Kreuzviertel in Münster“
Wir sind eine private Initiative, die das Ziel hat, die verkehrliche Situation für den Umweltverbundverkehr (zu Fuß, Fahrrad und mit dem Öffentlichen Personennahverkehr) im münsterschen Kreuzviertel zu verbessern. Derzeit wird unser Wohnviertel dominiert von parkenden und fahrenden Autos. Der entspannte Aufenthalt im Viertel ist nur an wenigen Stellen möglich. Es fehlen Sitzbänke und Aufenthaltsräume, auf den Gehwegen stehen parkende Autos, Fahrräder und ordnungswidrig dauerhaft abgestellten Müllbehälter. So sind die Gehwege nur sehr eingeschränkt benutzbar, da die Stadt Münster das ordnungswidrige Parken auf den Gehwegen duldet und weitere Verkehrsverstöße nur unzureichend ahndet. (Quelle: https://verkehrswendeimkreuzviertelms.de)

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3 Antworten zu „Gehweg frei“-Demo im Kreuzviertel

  1. Paula Barona sagt:

    Hallo,

    Es ist alles schön und gut, aber , schon mal gedacht dass sie Anwohner auch Parkplätze brauchen um deren Autos zu parken? Ich habe, z.B. vergebens, nach eine Garage für mein Auto gesucht, die such bezahlbar ist. Nichts. Man bekommt nichts.
    Ich gebe euch recht. Es ist zu eng. Aber bevor ihr anfängt was zu verbieten, solltet ihr erstmal bei 0 anfangen und nicht bei 4 oder 5. Erstmal überlegen wie man die Lage entspannter gestalten kann. Z. B. den Anwohner die Möglichkeit anbieten Autos zu parken ( Parkmöglichkeiten). Oder Anwohnerparkplätzezone. Es parken hier zu viele die hier nicht wohnen ( Send, Veranstaltungen in der Stadt, am Schloßkino, Schloßplarz, etc). Dadurch werden die Plätze uns weggenommen. Vielleicht auch mal ein Blick auf die Zunehmende Baustellen im Viertel?. Auch Fahrräder brauchen Möglichkeiten geparkt zu werden. Mülleimer sind selten auf Gehwege zu finden.
    Die Fahrräder mit dem Blumen in der Insel an der Schulstr sehen schön aus. Eure Idee aber doof. Wer ist so blöd und kommt auf die Idee dort zu parken?

    Ausserdem befindet sich mein Auto auf eines der Fotos dass ich dort nicht haben möchte. Bitte löschen. Es ist das letzte schwarze Auto , an den 3 Parkplätze, beim Atelier. Danken.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Eine Anwohnerin der Schulstr.

    • Guten Tag Paula Barona,

      es soll und braucht nichts verboten werden. Zu Fuß gehenden Menschen muss es doch – und darin sind wir uns ja einig – möglich sein, die für sie vorgesehenen Gehwege zu benutzen. Es gibt Menschen, die mit Kinderwagen, Rollstühlen oder Hilfspersonen unterwegs sind und den für sie vorgesehenen Platz brauchen. Auch Blinde Menschen bekommen durch das Parken auf Gehwegen große Schwierigkeiten und Kinder sind, weil sie nicht gesehen werden, zwischen den Fahrzeugen stark gefährdet. Wussten Sie, dass Kinder bis 8 Jahren auf Gehwegen Radfahren müssen, bis 10 Jahren dürfen und das sie von anderen Personen ab 16 Jahren auf dem Gehweg radfahrend begleitet werden dürfen? Wie soll das gehen, wenn die Wege zugeparkt sind? Auf Gehwegen zu parken ist daher zur Recht eine Ordnungswidrigkeit, die leider zu häufig auf Kosten oben genannter Menschen geduldet wird. Darum haben wir für freie Gehwege demonstriert. Parken Sie doch bitte, sofern nichts anderes angeordnet ist, rücksichtsvoll am Fahrbahnrand, so wie es in der StVO vorgesehen ist. Die Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, werden es Ihnen danken. Dass Sie allein das Problem nicht lösen, indem Sie allein korrekt parken, ist uns allen klar. Darum richtete sich die Demo auch nicht gegen Sie, sondern in der Hauptsache an das Ordnungsamt und die regionale Politik, hier ordnend durchzugreifen und an Sie insofern, dass Sie dieses Anliegen hoffentlich verstehen und vielleicht sogar unterstützen mögen.

      Thorsten von FUSS e.V. Münster

  2. Alfons Krückmann sagt:

    Liebe Anwohnerin,
    Es gibt entgegen anders lautender Gerüchte keinerlei Grundrecht auf das illegale Parken vor der eigenen Haustür, sehr wohl aber das ausdrückliche Grundrecht auf Bewegungsfreiheit auf den Gehwegen. Dieses Recht ist sogar höherrangig als Bundesrecht (-> Behindertenrechtskonvention) und unterliegt nicht dem Opportunitätsprinzip.
    Dass es einigen oder sogar etlichen Autobesitzern und Autobesitzerinnem dennoch wichtiger ist weiterhin rechtswidrig auf Kosten der Sicherheit und Bewegungsfreiheit von Kindern, Behinderten, alten Menschen mit Rollator, etc. das eigentloch sehr schöne Viertel kaputt zu parken ist in unserer Ellenbogengesellschaft individuell verständlich, aber eine wachsende Mehrheit beginnt sich zunehmend eher am Gemeinwohl und dem Prinzip gegenseitiger Rücksichtnahme zu orientieren, weshalb Menschen wie Sie sich künftig wohl ein wenig umorientieren müssen.
    viele Grüsse,
    ein Anwohner am Rande des Viertels

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