Stadtteil-Kulturfest an der Meerwiese
Am Samstag (5. Juli 2025) feierte die Kulturinitiative Coerde am Begegnungszentrum Meerwiese die dritte Ausgabe der „Coerdinale – Dem Kulturfest im Stadtteil!“. Münsters Bürgermeisterin Maria Winkel eröffnete am frühen Nachmittag gemeinsam mit Bezirksbürgermeister Ralf Kiewit und Ulrich Bärenfänger, Vorsitzende des ausrichtenden Vereins, das Stadtteilevent, zum dem deutlich mehr als die 500 Teilnehmer:innen aus dem Vorjahr kamen. Von 14.30 Uhr bis 22 Uhr boten die Organisator:innen ein abwechslungsreiches Programm aus Musik, Darbietungen und Interviews – erstmals auf zwei Bühnen. Drumherum lockten 15 Vereine mit Mitmachangeboten, so dass schon nach kurzer Zeit kaum ein Kind ungeschminkt und jeder Erwachsene besser informiert war. Die Teilnahme am Programm und an allen Aktionen der Coerdinale war kostenfrei. „Ja, wir wachsen jedes Jahr. Das macht natürlich Freude“, zog René Stienemann, Stellvertretender Vorsitzender der Kulturinitiative und führender Mitorganisator der Coerdinale, für unsere Redaktion eine erstes positives Fazit der Veranstaltung.

Action – das Zugpferd der teilnehmenden Vereine
15 Vereine und Institutionen bereicherten am Samstag neben Gastgeber Kulturinitiative Coerde die Coerdinale. Teilweise waren diese auch bei den beiden ersten Veranstaltungen dabei, weshalb insbesondere die Kinder sich über die bekannten Angebote zum Beispiel beim SV Teutonia Coerde, der verschiedene sportliche Aktivitäten für jung und alt anbot, oder bei der Anti-Rassismus-Gruppierung „Coerde ist bunt“, die gemeinsam mit der Initiative „Coerde CleanUp“ die Diversität des Stadtteils deutlich machten, vergnügten.

Torwandschießen stand am Nachmittag nicht mehr ganz so hoch im Kurs, dafür flogen die mit mit Granulat oder Mais gefüllten Säckchen beim „Cornhole“, auch als „Bean Bag“ oder „Sackloch“ bekannt, durch die Luft. Ziel bei diesem Freizeitspiel, bei dem mehrere Spieler abwechselnd versuchen, ist es, das Säckchen ins Loch einer angehobenen Plattform zu werfen. Nimmermüde kickten direkt nebenan junge Coerder:innen im kleinen Fußballfeld der Teutonia auf Minitore.
Kultur der Achtsamkeit im Miteinander zu schaffen
Nicht weit von diesem sportlichen Angeboten entfernt, bot Herzensblick Münster dazu eine radikale Alternative: Die Initiative sei, so die Eigendarstellung, eine Gegenbewegung zu dem gesellschaftlichen Trend des „höher, schneller, weiter“, in Gegnerschaft zur Ellenbogenmentalität, die auf den Erfolg Einzelner auf Kosten Anderer setze. Die Herzensblick-Mitglieder stellen sich der Aufgabe, eine „Kultur der Achtsamkeit im Miteinander zu schaffen und durch eigene Aktionen und Projekte sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft in den Blickpunkt rücken und erlebbar machen.“ Dabei stünde bei Herzensblick Münster ein positives Gemeinschaftserleben an Orten der Begegnung im Vordergrund.

„Coerde statt Hetze“
Ein Graffiti- und Siebdruck-Workshop ließen der kreativen Ader der Coerdinale-Besucher:innen Raum, um ihre Ideen umzusetzen. Unklar blieb, ob der Graffiti-Workshop auch dazu dienen sollte, dass bald noch mehr Street-Art im Stadtteil zu finden sein sollte. Regen Zulauf erlebte die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die im Arbeitskreis Intersektionalität & Rassismuskritik Coerde, Taschen mit dem Aufdruck „Coerde statt Hetze“ produzierte.


Clown „entführt“ die Kinder
Schon eine Stunde nach Beginn kam es zu einem Entführungsfall. Der Clown Fidelidad war eingetroffen. Im Stile des Kinderfänger von Hameln lockte Fidelidad gegen 15 Uhr die Kids von der Wiese weg. „Er hat alle eingesammelt, die Lust auf Clownerie hatten und zog mit ihnen hinters Haus an der Meerwiese. Dort spielte Clown Fidelidad auf der ruhigen Eckwiese sein lustiges Programm“, berichtete Dennis Welpelo vom Orgateam der Coerdinale 2025. Als alle mit einem lachen im Gesicht wieder zurück auf der Wiese waren, stand die Verwandlung der jungen Gäste an. Beim Kinderschminken wurden aus Mädchen und Jungen Löwen, Feen oder Fantasietiere.

Infos, Infos, Infos
Während die Kids ihren Spaß hatten, durften sich die Großen umfassend informieren. So war die Kulturliste Münster präsent, der Rroma Kultur Verein Fortschritt oder auch der Ernährungsrat Münster. Die Besucher:innen schienen voll zufrieden mit den Mitmachangeboten und den gereichten Informationen zu sein. Zumal sie ja genügend Gelegenheit hatten, sich einen der Liegestühle zu sichern oder an einer Biertischgarnitur Platz zu nehmen, um das insgesamt knapp siebenstündige Programm der Coerdinale zu genießen.

Es gab richtig was auf die Ohren – aber auch zu Sehen
Los ging es schon vor der offiziellen Begrüßung durch Verein und die Bürgermeister, denn die Kindertanzschule „Dance a Story“, an der Meerwiese beheimatet, tanzte unter der Leitung von Laureen Fischer synchron auf beiden Bühnen der Coerdinale. Direkt als der offizielle Startschuss des Festes gefallen war, erklangen die Stimmen des Pop- und des Beatles-Chores „Fantast Artist Voices & The Beatles Choir“ mit ihrem Leiter Frank Oldengott von der Wiesenbühne.
Das Improtheater der Lebenshilfe Münster, Dauergast der Coerdinale, präsentierte ihren „EinFall“ auf der Hauptbühne. Anschließend war das Impro-Musik-Projekt der Lebenshilfe gefordert, die „Pop Planet“ auf der Wiesenbühne präsentierten.
Dann waren die Stimmbänder aller Anwesenden gefordert, denn Bernd Behnen von der Gemeinde St. Norbert lud zum Rudelsingen, ehe der Kinderchor des „Rroma Kultur Verein Fortschritt“ und danach die Trommler des Vereins ihre großen Auftritt hatten.

Mitreißende Songs
Mit Rhythm & Blues und vielen mitreißenden Songs erfreuten Martin Spoerel alias Dr. Rattle am Klavier, Ansgar Niemöller alias Mr. Jive mit Saxophon, Mundharmonika und Gesang sowie Nils Bloch am Schlagzeug, also „Dr. Rattle & Mr. Jive featuring Nils Bloch“ die Besucher:innen. Das Trio kam so gut an, dass sie fast eine Stunde auf der Bühne blieben.
So verfloss für Moderator Philipp Moser von Radio Q auf der Wiesenbühne die Zeit für seine Interviews wie die Dali-Uhren. Doch professionell brachte er es fertig, sogar noch Dennis Welpelo, vom Orgateam der Coerdinale, und Peter Hägele vom Grundstückseigentümer Begegnungszentrum Meerwiese zu befragen. Dann war Schluss auf der Wiesenbühne und die Hauptbühne zog die Menschen an, was die meisten Vereine nutzten, um ihre Stände zu schließen und abzubauen.

Zwillinge ziehen das Publikum zur Hauptbühne

Als gegen halb Sieben nach scheinbar nicht endenden Soundcheck endlich „Die Zwillinge“ mit dem Loblied auf Männer mit Glatze das Abendprogramm der Coerdinale. Die Zwillinge Gerd und Ritski Bracht trieben mit ihrer Band und dem knackigen rund eineinhalbstündigem Programm aus alten und neu arrangierten Titeln die Stimmung an der Meerwiese auf den Siedepunkt.
Den Schlusspunkt durfte dann die Coverband Laksen setzten. Nach ihren 90 Minuten ließen die Zuschauer:innen sie erst von der Bühne, nachdem sie mehrere Zugaben gegeben hatten. Als deren letzte Töne verklungen waren, wollten allerdings auch die noch immer zahlreichen Gäste nur noch nach Hause, denn ein anstrengender, aber voller, toller, ereignisreicher Tag bei der dritten und sicherlich nicht letzten Coerdinale war mit der Verabschiedung durch die Organisator:innen erst nach 22 Uhr zu Ende.

Kulturinitiative Coerde ist zufrieden
„Wir sind mit dem Tag sehr zufrieden. Unser Konzept, Kultur als roten Faden für alle Menschen im Stadtteil, sowohl vor der Bühne, auf der Bühne, neben der Bühne an den Ständen mit vielen Stadtteilakteur:innen und Helfenden, erfahrbar zu machen, hat funktioniert. Es gab viel Austausch, viele Begegnungen und viele Gespräche bei gutem Wetter und lockerer Stimmung. Zudem konnten wir wieder einen ordentlichen Besucher:innenzuwachs verzeichnen“, zog Dennis Welpelo am Tag danach auf Nachfrage der Redaktion ein rundum positives Fazit.
