Regenbogenstreifen als sichtbares Zeichen für Toleranz und Vielfalt in der Stadt
Am heutigen IDAHOBIT, dieser Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter*- und Trans*phobie beziehungsweise -feindlichkeit wird seit 2005 jährlich am 17. Mai begangen, findet das angedachte Ständefest der Community auf der Stubengasse in Münster nicht statt. Gefeiert wurde gestern, als Oberbürgermeister Markus Lewe, unterstützt vom ersten schwulen Männerchor Münsters, Homophon, und zahlreichen Gästen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft auf dem Hafenplatz den 100 Meter langen Regenbogenstreifen für mehr Toleranz und Vielfalt in der Stadt offiziell einweihte. Wie nötig das öffentliche Bekenntnis – auch in der Domstadt – ist, machen die aktuellen Hasskommentare zum Regenbogenstreifen in den Sozialen Medien deutlich.

13 Farbbalken für gesellschaftliche Diversität

Der Regenbogenstreifen auf dem Hafenplatz ist in den Farben der sogenannten „Progress Pride“-Flagge gestaltet. Inzwischen umfasst diese 13 verschiedene Farbbalken. Neben den sechs Regenbogenfarben symbolisieren die sieben weiteren Farben die Breite der gesellschaftlichen Diversität. Dabei stehen Schwarz und Braun gegen Rassismus, Rosa, Hellblau und Weiß für die Rechte von trans*Personen sowie Lila und Gelb für die Sichtbarkeit von inter*Menschen.
Die Idee für den Regenbogenstreifen stammt vom schwulen Männerchor „Homophon“, der diese Installation schon 2021 vorschlug.
Der Hafenplatz wurde auch in Erinnerung an Malte C., der Transmann wurde nach dem Christopher Street Day 2022 in der Nähe erschlagen, als Standort ausgewählt.
Obwohl der Rat der Stadt Münster, deren Fraktionen am Freitag alle auf dem Hafenplatz „Flagge zeigten“, mit der Installation das Engagement der Stadt für eine fortwährende Unterstützung und Sicherung der LSBTIQ*-Rechte in Münster will, musste für die Kosten in Höhe von 18.000 Euro nicht ins städtische Finanzsäckchen gegriffen werden. Finanziert wurde das Projekt ausschließlich durch externe Mittel, die die Stadtwerke Münster, die VR Bank Westfalen-Lippe und BASF Coatings aufbrachten.

„Sichtbare Zeichen setzen“
CDU-Ratsherr Meik Bruns, gleichstellungspolitischer Sprecher seiner Fraktion, verdeutlichte am Rande der Einweihungsfeier gegenüber unser Redaktion: „Wir setzen hier ein sichtbares Zeichen der Toleranz für alle queeren Menschen, die selbstverständlich zu unserer Stadtgesellschaft gehören.“ Er verwies auf Initiativen seiner Fraktion wie die regenbogenfarbene Sitzbänke als Zeichen für Vielfalt und Toleranz zum Beispiel in der Windthorststraße, auf die finanzielle Unterstützung des Schwulenzentrums (KCM) am Hawerkamp sowie auf würdigende Infotafeln am Anne-Henscheid-Weg und am Rainer-Plein-Weg. Auch die Einberufung einer „Konferenz zur Verfolgung von Menschenrechtsverletzungen gegen queere Menschen“ gehöre zu diesem Konzept. Zudem unterstütze die CDU-Ratsfraktion auch den Aktionsplan zur Gleichstellung aller sexueller Identitäten in Münster. Wie notwendig dies alles ist, zeigen hässliche Kommentare – auch aus Münster – bei der Berichterstattung über den Regenbogenstreifen in den Sozialen Medien.

Stadt schließt Kommentarfunktion wegen Hassbotschaften
Die Stadt Münster veröffentlicht auch selbst in den Sozialen Medien. Auf Facebook wurde zum Bericht über die Installation des Regenbogenstreifens nach Hasskommentaren die Kommentarfunktion abgestellt. Die Stadt schreibt: „Wir haben hier viele unterstützende wie auch kritische Reaktionen erhalten. Viele von euch haben dabei ihre Meinungen konstruktiv und respektvoll ausgetauscht, vielen Dank dafür! Leider haben sich aber auch viele beleidigende Kommentare angesammelt, die nicht nur gegen die Netiquette verstoßen, sondern auch die Grenzen der Meinungsfreiheit verletzen. Da wir diese hohe Anzahl der Verstöße nicht rund um die Uhr moderieren können, haben wir die Kommentarfunktion unter diesem Post vorerst geschlossen.“
Ständefest wurde abgesagt
„Schweren Herzens müssen wir unser für den 17. Mai geplantes Ständefest absagen. Missverständnisse in der Kommunikation sind dafür verantwortlich, dass wir dieses Projekt nicht umsetzen können. Niemand bedauert das mehr als wir und wir entschuldigen uns für eventuelle Unannehmlichkeiten. Gleichzeitig nutzen wir den derzeit sehr guten Austausch mit dem Ordnungsamt, um den IDAHOBIT 2026 anzumelden“, erklärte Jan Mittelstaedt, Vorstandsmitglied des Vereins CSD Münster, auf Nachfrage unserer Redaktion.
Es wird am IDAHOBIT 2025 immerhin von 11 Uhr bis 16 Uhr zwei Stände des CSD-Vereins auf der Stubengasse geben. An diesen Ständen wollen die Vereinsmitglieder auch um neue Aktive werben, denn nach Aussage von Jan Mittelstaedt benötigen sie mehr „Human Power“, um ihre Projekte für die Queere Community umsetzen zu können. Zudem machen sie natürlich Werbung für den CSD mit Demo und Ständefest in Münster. Beides findet am 30. August 2025 statt.

Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter*– und Trans*phobie (IDAHO)
Der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter*- und Trans*phobie beziehungsweise -feindlichkeit, kurz IDAHO, wird seit 2005 jährlich am 17. Mai von homosexuellen, später auch bisexuellen, trans*– und inter*geschlechtlichen Menschen, als Aktionstag begangen, um durch Aktionen, mediale Aufmerksamkeit und Lobbying auf die Diskriminierung und Bestrafung von Menschen hinzuweisen, die in ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Geschlechtsidentität oder durch ihre Körper von der Heteronormativität abweichen.
Das Datum wurde zur Erinnerung an den 17. Mai 1990 gewählt, an dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschloss, Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel für Krankheiten zu streichen. Trans*geschlechtlichkeit wurde erst 2018 von der WHO als Krankheit gestrichen.
