Neue Polizeiwache am Bahnhof?

Grüne werben für „koordiniertes Miteinander“ im Viertel

„Das Bahnhofsviertel in Münster ist – wie in anderen Städten auch – durch Vielfalt geprägt.“ Anne Herbermann, grüne Ratsfrau im Bahnhofsviertel und Bezirksvertreterin in Münster-Mitte, verdeutliche am Freitagmittag in einem Pressegespräch, warum sie persönlich, aber auch der grüne OB-Kandidat Tilman Fuchs, nach der positiven Entwicklung der Ostseite des Hauptbahnhofes nun eine solche auch für die zur Stadt gewandten Seite erhofft. Unübersehbar gäbe es im Westen – aus Innenstadtsicht quasi vor dem Bahnhof – noch größere Probleme, die, so die Grünen Münster, „nicht weiter ausgesessen werden dürfen.“

Die Grünen in Münster, im Bild Simon Haack, OB-Kandidat Tilman Fuchs (M.) und Ratsfrau Anne Herbermann, die Umgestaltung vor dem Hauptbahnhof beschleunigen. (Fotos: Werner Szybalski)

Zukunft des Bahnhofsviertel soll „Chefsache“ werden

Anne Herbermann verdeutlichte, dass sich bei den Ratsanträgen der Grünen in den Jahren 2022 und 2023, mit denen aus ihrer Sicht sehr viel Positives erreicht wurde, gezeigt hätte, dass sich in der Stadtverwaltung etwas ändern müsse, wenn zielgerichtet und effizient in der Stadtentwicklung gearbeitet werden solle: „Bei unseren Anträgen zum Bahnhofsviertel und auch bei einer kürzlich erstellten Verwaltungsvorlage für das Bahnhofsviertel waren elf städtische Ämter oder Einrichtungen bei der Umsetzung involviert. Dies führte häufig zu Problemen, da niemand die Verantwortung übernehmen wollte.“ Sie setzte deshalb voll auf den Wahlsieg des grünen OB-Kandidaten Timan Fuchs, der die weitere Aufwertung des Viertels dann zur „Chefsache“ erklären soll.

Der im Südviertel lebende Steinfurter Sozialdezernent Fuchs, der sehr gute Chancen hat, bei der Kommunalwahl am 14. September diesen Jahres in Münster zumindest in die Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Münster zu kommen, will diese Aufgabe im Falle seiner Wahl annehmen: „Wir brauchen in der Stadtverwaltung eine klare Verantwortlichkeit aus einer Hand.“

Bei verschiedenen Runden Tischen und auch in anderen Foren fände schon ein breiter Austausch im Viertel statt, verdeutlichte Anne Herbermann, dass es „aber seitens der Stadt an einer übergeordneten voll-verantwortlichen Stelle, die die verschiedene Aktivitäten stringent koordinieren und wirksame Entscheidungen treffen“ könne fehlen würde. Die Grünen wollen daher eine zentrale Koordinierungsstelle mit enger Anbindung an den Oberbürgermeister einrichten. Diese Instanz solle mit eigenen Finanzmitteln ausgestattet werden, um auch tatsächlich schnelle Handlungsoptionen umsetzen zu können.

Die polizeilichen Kontrollen und die Videoüberwachung wie hier in der Windthorststraße ist rund um den Hauptbahnhof in Münster schon sehr intensiv. (Foto: Archiv Werner Szybalski)

Grüne denken über ein „Polizeiwache Hauptbahnhof“ nach

Um das Sicherheitsgefühl der Menschen zu stärken, möchten die Grünen eine neue Polizeiwache am Hauptbahnhof errichten. „Neben der Präsenz von Drogenkonsument:innen ist das Bahnhofsviertel auch ein Schwerpunkt von (Drogen)Kriminalität geworden“, schreiben die Grünen in der beim Gespräch verteilten Pressemitteilung. Die Sicherheitslage im Bahnhofsviertel müsse verbessert werden: „Auch hier vermissen wir Tempo und Entscheidungsfreude. Wir wollen, wie schon länger von uns Grünen gefordert, im direkten Umfeld zum Hauptbahnhof eine gemeinsame Wache von Polizei und Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) schaffen und so die Präsenz von Sicherheitskräften erhöhen und niedrigschwelliger gestalten.

Die ehemalige Post am Bahnhof kommt für die Grünen, die auch den Leerstand im Viertel aktiv bekämpfen möchten, als möglicher Standort für die von ihnen erwünschte „Polizeiwache Hauptbahnhof“ in Frage.

Drogenberatung und Streetwork ausbauen

Ziel sei es, so Tilman Fuchs, die Zusammenarbeit der Polizei mit den kommunalen Behörden durch solche Maßnahmen erheblich zu verbessern. So habe es in der Drogenszene, verdeutliche Simon Haack im Pressegespräch, mit der Zunahme des Crack-Konsums eine deutliche Veränderung auch in Münster gegeben: „Leider auch mit mehr Aggression und Störungen.“ Gleichzeitig würden die Drogenkonsumierenden mehr Hilfeleistung und Unterstützung benötigen. Die Drogenberatungsstelle Indro leiste sehr wertvolle Arbeit, stoße aber zunehmend an Kapazitätsgrenzen – auch beim Raumangebot. Haack: „Wir wollen endlich adäquate größere Räumlichkeiten für Indro zur Verfügung stellen und dazu die Verhandlungen mit den privaten Immobilienbesitzern am Bremer Platz zügig abschließen.“

Toilettensituation verbessern, Vielfalt sichern und Leerstand verringern

Eine vielfältige Mischung von Handel, Gastronomie, Wohnen und Arbeiten sei gerade für das Bahnhofsviertel besonders wichtig. Attraktive Angebote durch Einzelhandel und Gastronomie wären Anziehungspunkte für Frequenz und Belebung – Leerstand ist schädlich. „Wir brauchen darum schnelle Reaktionsfähigkeit bei Immobilienleerständen“, schreiben die Grünen.

Das Viertel habe bereits eine hohe Dichte von Unterkünften für Obdachlose oder Menschen in besonderen Krisensituationen. Diese Unterkünfte spielten eine zentrale Rolle bei der notwendigen Unterstützung. Zugleich müsste die Politik im Blick behalten, dass die Balance gehalten und das Viertel nicht überlasten würde.

Auf der Westseite des Hauptbahnhofs gäbt es aktuell keine öffentlich zugängliche Toilette, verdeutlichte Anne Herbermann: „Selbst in der Urbanstraße sinkt der Wohnwert durch Urin und Fäkalien im Eingangsbereich der Häuser. Dieser Zustand ist inakzeptabel. Das Toilettenkonzept für die gesamte Stadt ist von der Verwaltung für den Mai 2025 angekündigt, gewiss nicht zu früh. Die Folgen stinken buchstäblich zum Himmel.“

Seit Jahren ein Dauerbrenner in der politischen Diskussion – der Hamburger Tunnel.

Bahnhofsviertel für alle

„Im Bahnhofsviertel treffen sehr verschiedene Gruppen von Menschen aufeinander – sie alle gehören zu unserer Stadt“, ist den Grünen klar, dass „die unbestreitbar vorhandenen Probleme rund um den Bahnhof nicht alleine mit Repression“ gelöst werden könnten. Auch sei klar, dass Anwohner:innen, Reisende – überhaupt alle – ein Recht darauf hätten, sich sicher, angstfrei und unbelästigt im Bahnhofsviertel aufzuhalten. Der Anspruch der Grünen sei, „dass alle sich am Hauptbahnhof wohlfühlen und dass die dazu notwendigen sozialen, hygienischen, stadtplanerischen und ordnungsrechtlichen Maßnahmen zu mehr Mit- statt Gegeneinander in unserer Stadt führen.“

Vor Jahrzehnten ein Angstraum am Bahnhof. Die ehemalige Straßenunterführung für Fußgänger:innen ist nun der Zugang zur Fahrradstation.

Abschließend erklärte OB-Kandidat Tilman Fuchs: „Das von uns vorgelegte Papier »Koordiniertes Miteinander: Bahnhofsviertel für alle« dient zunächst als Gesprächsgrundlage.“

Die Aufenthaltsqualität im Bahnhofsviertel möchten die Grünen deutlich verbessern.
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