„Brot und Rosen“

Musikalische Mahnung zum Widerstand

Das chilenisch-deutsche Duo Contraviento, Isabel Lipthay und Martin Firgau, sorgte für auch lateinamerikanische Klänge beim Liederabend „Brot und Rosen“. (Fotos: Werner Szybalski)

Aufforderungen zum Kampf für eine bessere Welt

Zum vierten Mal gab es am Vorabend des Kampftages der Arbeiterklasse, dem 1. Mai, in Münster das Gemeinschaftskonzert „Brot und Rosen – Lieder für eine bessere Welt“. In diesem Jahr fand es am 30. April 2025 im ausverkauften Saal des Bennohauses statt. Veranstalter waren erneut der Deutsche Gewerkschaftsbund Münster und der Kulturverein Frauenstraße 24.

Seit Beginn an am 30. April 2022 sind die beiden Duos Cuppatea und Contraviento bei „Brot und Rosen“ dabei. Wie auch im vergangen Jahr im Kreativhaus stand im Bennohaus Nedim Şahin wieder auf der Bühne. Eine Neuerung war die Teilnahme des Autors Friedhelm Redlich. Er recherchiert aktuell über den lokalen Widerstand gegen die Nationalsozialisten in Münster.

Pia Dilling (r.) vom DGB Münster eröffnete das Gemeinschaftskonzert am Vorabend des 1. Mai im Bennohaus. Die Duos Contraviento und Cuppatea und Nedim Şahin sorgten für rund dreistündige Kurzweil bei kämpferischen und nachdenklichen Liedern.

Drei Tage gewerkschaftlicher Widerstand und Kampf

Pia Dilling, DGB-Vorsitzende in Münster, eröffnete den Liederabend mit einer kurzen, knackigen und kämpferischen Rede, in der sie insbesondere den Kampf gegen rechts als aktuelle Aufgabe der Gewerkschaften ansehe. Dieses Konzert sei bester Ausdruck dafür, dass in Münster Musiker:innen und Gewerkschaften gemeinsam für Demokratie und Arbeitnehmer:innenrechte einträten. Das Konzert eröffne drei Tage des Kampfes gegen den Faschismus und für Demokratie und Menschenrechte. Mittwoch das Konzert, Donnerstag die Demonstration zum 1. Mai und die anschließende ab 12 Uhr folgende Kundgebung auf der Stubengasse mit dem dort stattfindenden Familienfest des DGB und am Freitag um 17 Uhr das Gedenken an die Zerschlagung der Gewerkschaften 1933 am ehemaligen Gewerkschaftshaus im Südviertel.

Anschließend übergab Pia Dilling die Regie an Joachim Hetscher, Vorsitzender des Kulturverein Frauenstraße 24, Initiator von „Brot und Rosen“ in Münster und Mitglied von Cuppatea.

Cuppatea, Sigrun Knoche und Joachim Hetscher, stimmten zu Beginn des Konzertes gemeinsam mit allen auf der Bühne „Die Moorsoldaten“ an.

Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!

Der erste Teil des Programms unter dem Titel „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“ wurde gemeinsam von allen Akteur:innen mit „Die Moorsoldaten“ eröffnet. Es folgten Widerstandslieder aus Griechenland und Spanien. Friedhelm Redlich unterbrach mehrfach die Lieder mit seinen selbst recherchierten Fakten und verfassten Texten über die „Roten Widerstandskämpfer“ in Münster Anfang des Jahres 1933. Die auf Archivrecherchen beruhenden literarisch aufgearbeiteten Texte gaben einen Einblick in den auch im katholischen Münster vorhandenen Widerstand gegen die nationalsozialistische Machtergreifung.

Autor Friedhelm Redlich recherchiert aktuell zum lokalen Widerstand in Münster während der zeit des Faschismus.

say their names

Im weiteren Verlauf des Abend wurden dann an 37 von Redlich recherchierte Widerständler:innen erinnert. Alle waren von den Nazis früh inhaftiert und 1935 verurteilt worden. Nach dem Motto „say their names“ trugen die Bühnenakteur:innen und drei Mitglieder des Kulturvereins im Publikum die Namen und damaligen Wohnanschriften der lokalen Antifaschisten vor.

Sie erinnerten von Otto Antoni, damals wohnhaft am Krummen Timpen 48, bis hin zu Hubert Winter, der 1933 in der Ritterstraße 29 lebte.

Widerstandslieder aus aller Welt, nahezu immer sehr intensiv mit tragenden Stimmen vorgetragen und mal zart mal kämpferische durch die Instrumente begleitet, sorgten für Erinnerung an weltweiten Widerstand. In die Pause wurde das Publikum mit „Bella ciao“ verabschiedet.

Nedim Şahin sorgte mit orintalischen Lauten für eine besondere Note im Konzert.

Lieder für eine bessere Welt

Im zweiten Teil, der unter der Überschrift „Lieder für eine bessere Welt“ stand, änderte sich der Charakter. Die Lieder wurden auffordernder und aktivistischer. Eigenkompositionen von Joachim Hetscher („So sei die Welt“ und „Seit ihr bereit“) waren ebenso zu hören, wie zum Beispiel „alles ändert sich“ – im Original „todo cambia“ des Chilenen Julio Numhauser – und weitere Lieder aus Lateinamerika und Vorderasien. Mit „El diablo en el paraiso“ („Der Teufel im Paradies“) und „Brot und Rosen“ klang das Gemeinschaftskonzert aus.

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2 Antworten zu „Brot und Rosen“

  1. Ein ausführlichen Artikel, der sehr gut den rebellischen, aktiven, und lebendigen Charakter des Abends widerspiegelt. Es hat sich gelohnt, dass wir ein halbes Jahr das Programm gearbeitet haben, fremde Sprachen lernten, Lieder aus alle Kulturen suchten, Widerstandsgeschichten aus Münster erfuhren…
    Herzlichen Glückwunsch!!
    Isabel Lipthay
    Duo Contraviento

  2. Ein gute Artikel über einen starken Abend. Mit toller Musik aus vielen Kulturen und meinen Texten zum Widerstand in Münster jenseits von Bischof von Galen während der NS-Zeit. Halten wir das Vermächtnis an diese Menschen lebendig und erinnern wir uns an sie und auch an den hohen Preis den sie für ihre Taten zahlten.

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