Atomkraft ist doch von gestern? – mitnichten!
In diesem Jahr sollten eigentlich die Stromkunden der Stadtwerke Münster keinen Atomstrom mehr geliefert bekommen. Schon am 21. September 2011 – kurz nach der Atomkraftkatastrophe im japanischen Fukushima – hatte der Rat der Stadt Münster beschlossen, dass die Stadtwerke bis 2020 so aufgestellt sein sollen, dass sie auf den Ankauf von Atomstrom verzichten können. Das hat nicht geklappt, wie die Westfälischen Nachrichten kurz vor Weihnachten 2019 berichteten.
Wie aus einer Antwort des Oberbürgermeisters an die Initiative für sofortigen Atomausstieg (Sofa) deutlich wurde, betrug der Atomstromanteil für die Kund*innen der Stadtwerke im Jahr 2018 noch 5,1 Prozent. Natürlich soll die Verantwortung dafür nicht bei der Stadt oder den Stadtwerken liegen. „In der jüngeren Zeit machen politische Entscheidung die Errichtung von Windenergieanlagen in NRW, aber auch im restlichen Land, sehr schwierig. Selbst der Ausbau konventioneller, gasbasierter Stromerzeugung ist aktuell nur in eingeschränktem Maße wirtschaftlich darstellbar“, zitiert die WN den Oberbürgermeister.
„Die Gefahren durch die Atomindustrie sind real“
„Wirtschaftlichkeit sollte in dieser Frage eine völlige Nebenrolle spielen“, betont Werner Szybalski, Atomkraftgegner in Reihen der Münster Liste – bunt und international: „Die Gefahren durch die Atomindustrie sind real und lokal. Im Münsterland gibt es mit Gronau, dort wird eine Urananreicherungsanlage betrieben, und Ahaus, wo seit 1992 ein Brennelemente-Zwischenlager in Betrieb ist, zwei „strahlende“ Atomstandorte. Das AKW Lingen, seit dem 1. Juni wieder am Netz, liegt zudem nur 60 Kilometer nördlich vom Münster. Auch durch die regelmäßigen Uranmülltransport von Gronau nach Russland besteht nicht nur entlang der Bahnlinie durch die Stadt eine reale Gefahr für die Menschen.“
Über Nord Stream 2, die im Bau befindliche Gaspipeline von Rußland nach Mecklenburg-Vorpommern, wird aktuell wegen des Giftgasanschlags auf den russischen Oppositionellen Alexej Nawalny diskutiert. Die Uranlieferungen aus dem Münsterland nach Rußland werden aber nicht in Zweifel gezogen!
Werner Szybalski
Schon kommenden Montag, einen Tag nach der Kommunalwahl, soll wieder ein Uranmüllzug durch die Stadt fahren, wie Sofa herausgefunden hat: „Leider steht der nächste Uranmülltransport von Gronau nach Russland unmittelbar bevor – Start ist höchstwahrscheinlich am Montag, 14. September.“
Demo gegen Atommülltransporte: Uranexporte stoppen, internationale Klimagerechtigkeit jetzt!
Sofa ruft zum aktiven Protest gegen die Uranmülltransporte durch Münster auf. Am Kommunalwahltag, Sonntag, dem 13. September, führt Sofa eine Fahrraddemo durch Münster an. Los geht es um 14 Uhr am Hauptbahnhof. Durch das Bahnhofsviertel wird ins Erphoviertel geradelt, wo um 15 Uhr auf dem „Staufenplatz“ vor dem Kling-Klang eine Kundgebung stattfinden wird.
Kein Ende in Sicht
Laut Bundesumweltministerium und EON – teilt Sofa auf ihrer Webseite mit – sollen die Uranmüllexporte im Herbst zumindest für eine Zeitlang ausgesetzt werden, doch die UAA-Betreiberin Urenco plant bereits neue Russland-Geschäfte. Urenco hat bereits Exportlizenzen für angereichertes Uran zur Produktion von Brennelementen in Russland erhalten. Dabei nutzen Urenco und die Anteilseigner RWE und EON weiterhin die sehr schlechte Menschenrechtslage in Russland schamlos aus, weil Proteste gegen die unverantwortlichen deutsch-russischen Urangeschäfte dort kaum möglich sind. RWE profitiert gleich doppelt, weil sie für die konzerneigenen Steinkohle-Kraftwerke wie Hamm-Uentrop in großem Umfang auch klimaschädliche und umweltzerstörende Kohle aus dem Kuzbass importiert.
„Deshalb kommt am Sonntag zur Uran- und Klimademo“, schließt sich Werner Szybalski dem Demoaufruf von Sofa an.