Pro Bahn stellt GO-Antrag zum Busverkehr im Martiniviertel
Seit Montag (12. Mai 2025) wird in der Lotharingerstraße im Martiniviertel gebaut. Deshalb fährt die städtische Buslinie 8 von Coerde kommend die Haltestellen Lotharingerstraße und Standesamt nicht mehr an, sondern biegt auf der Wasserstraße rechts in die Stiftsherrenstraße in Richtung Bült ab. Direkt am Anfang der Straße ist die Ersatzhaltestelle eingerichtet. Die Regionalbusse enden schon seit dem Ende der Osterferien wegen dieser Baumaßnahme am Hauptbahnhof. Die Diskussion um die drei Buslinien aus dem Kreis Coesfeld wird in der Lokalpolitik noch geführt, auch wenn es für die Öffi-Nutzer:innen nicht gut aussieht. Zur zukünftigen Linienführung der städtischen Busse durch das Martiniviertel sowie zur Rückholung der Regiobusse zum Bült hat der Fahrgastverband Pro Bahn Münsterland am Montag eine Anregung nach § 24 Gemeindeordnung NRW an den Rat der Stadt Münster gestellt.

Grüne, SPD und Volt wollten vergangene Woche im Mobilitätsausschuss der Stadt Münster die Weiterfahrt der Regiobusse S 60 aus Nottuln, S und X 90 aus Senden / Lüdinghausen wieder bis zum Bült erreichen. Andrea Blome (Grüne), Vorsitzende des Ausschusses, erklärte auf Nachfrage der Redaktion: „Wir haben unseren Antrag nach einer längeren Debatte im AVM modifiziert.“ Der Protest gegen das eigenmächtige Verhalten von Stadtverwaltung und RVM wird im Antrag kritisiert und „langfristig“ wird auch die Weiterfahrt der Regiobusse vom Hauptbahnhof zur Haltestelle Altstadt / Bült gefordert.
Unzufrieden erklärte Andrea Blome nach der Sitzung: „Wir mussten feststellen, dass die Verwaltung unser Anliegen, für die RVM zum 1. September Bedingungen zu schaffen, die eine kurzfristige Rückkehr der Schnellbusse auf den alten Linienweg und eine Buswende am nördlichen Schlossplatz ermöglicht, nicht umsetzen will. Wir bekräftigen, dass wir die direkte ÖPNV-Erreichbarkeit der Innenstadt für das Umland weiterhin stärken wollen.“

Weitere Verschlechterungen im ÖV sind beschlossen
Am Nachmittag des ersten Tages der Bauarbeiten im Martiniviertel ist es relativ ruhig. Aus dem Adolf-Kolping-Berufskolleg an der Lotharingerstraße kommen Gruppen von Schüler:innen. Einige eilen zu Ersatzhaltestelle für die Linie 8 in der Stiftsherrenstraße. Seit heute morgen biegt der Linienbus Richtung Bült von der Wasserstraße rechts in die Stiftsherrenstraße, wo direkt am Anfang eine Ersatzhaltestelle von den Stadtwerken Münster eingerichtet wurde.
Um zehn vor drei Uhr an diesem Nachmittag verlässt ein Kleinlaster der Kabel verlegenden Firma die Baustelle in der Neubrückenstraße und fährt über die Wasser- und die Lotharingerstraße zur Kreuzung Hörsterstraße. Dort biegt er links in Richtung Fürstenbergstraße ab. Obwohl um 15:55 Uhr an diesem Montagnachmittag in diesem Bereich kaum Autoverkehr unterwegs ist, allerdings sehr viele Radfahrer:innen den Bereich nutzen, benötigt der Firmenwagen an beiden Ampeln auf den nur 80 Metern Strecke jeweils zwei Ampelphasen an jeder Lichtsignalanlage, um in Richtung Eisenbahnstraße abzubiegen.

Busse fahren demnächst Umwege
„Zugegeben, es war eine zufällige einmalige Beobachtung. Aber es lässt mich Schlimmes befürchten, wenn nach dem Ende des Umbaus die Linie 8 diesen Weg nehmen muss“, verdeutlichte Werner Szybalski, der Vorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn Münsterland. Er begutachtete am ersten Tag der Baumaßnahme die Situation, da sein Verband heute beim Rat einen GO-Antrag zum Öffentlichen Verkehr im und am Martiniviertel eingereicht hat.
Die Regionalbusse aus dem Kreis Coesfeld, deren Bedarfshaltestelle in der Lotharingerstraße durch die Baumaßnahme weggefallen ist, enden inzwischen am Hauptbahnhof. Die Fahrgäste erreichen die Innenstadt Münsters jetzt schon nicht mehr direkt. Nach Ende der Baumaßnahmen, was für den Bereich der Lotharinger Straße und Hörsterstraße im nordöstlichen Bereich ab Standesamt noch in diesem Jahr passieren könnte, ist angekündigt, dass die Linie 8 dann nicht mehr vom Standesamt direkt zum Bült fahren soll. Der Bus muss dann den Weg nutzen, den der Firmenlaster mühsam nahm.
Von der Haltestelle Standesamt zum Bült fuhr der Bus bislang durch die Hörsterstraße 300 Meter. Dabei musste er am Bült eine Kreuzung mit Ampelanlage überqueren. Zukünftig fährt die Linie 8 in Gegenrichtung – über die Fürstenberg- und die Mauritzstraße – zum Bült. Der Bus wird für die dann 900 Meter Fahrstrecke mit insgesamt fünf Ampeln deutlich mehr Zeit brauchen. Zudem kommen die Fahrgäste nicht mehr zur Eisenbahnstraße und dann dem Hauptbahnhof, sondern werden zum Schlossplatz befördert. Damit ist der Bahnhof auch vom östlichen Kreuzviertel und der Kanalstraße mit den Öffis nur noch mit Umstieg oder langem Fußmarsch zu erreichen.

Kein Busverkehr in den Norden bis Maximilianstraße
Da der Bus zukünftig auf dem Weg nach Coerde vom Schlossplatz kommt, kann er Richtung Norden nicht mehr am Theater Münster in die Neubrückenstraße abbiegen, sondern fährt weiter bis zum Bült. Anschließend soll er, so die Auskunft der Stadtwerke Münster, über Mauritz-, Fürstenberg- und Gartenstraße bis zum Abzweig Maximilianstraße fahren. In Sichtweite des Pumpenhauses, etwas über 300 Meter entfernt, soll der Bus dann links in die regelmäßig an beiden Seiten eng zugeparkte Maximilianstraße abbiegen. Von dort geht es dann über die Kanalstraße zum Ring und weiter in Richtung Hoher Heckenweg.
„Eine Planung, die sich gegen den in mehreren Bürger:innenanhörungen geäußerten Wunsch praktisch aller Öffi-Nutzer:innen richtet. Bis zur Ecke Maximilianstraße ist dann das Wohnquartier schon vom Öffentlichen Verkehr abgehängt. Ich befürchte, da nur die Haltestelle Kanalstraße bei der Schleife von fast 800 Metern bedient wird, dass tatsächlich auch die Linie 8 bald wie die Linie 6 nur noch über die Gartenstraße fährt. Die Kanalstraße und das Martiniviertel sind dann komplett abgehängt“, sagt Werner Szybalski.
GO-Antrag von Pro Bahn
Um die Erreichbarkeit von Münsters Innenstadt und Hauptbahnhof auch für Bewohner:innen der genannten Quartiere zu erhalten, hat der Fahrgastverband Pro Bahn Münsterland sich mit einem Beschlussentwurf (GO 24-Antrag) an den Rat der Stadt Münster gewandt. „Wir möchten die Baustellenlösung zur Dauerlösung machen – die Busse sollen zukünftig immer über die Stiftsherrenstraße verkehren“, fordert Szybalski: „Dies wäre auch ein guter Weg für die nun abgeschnittenen Regionalbusse. An der Haltestelle Theater könnte die Bedarfshaltestelle eingerichtet werden, so dass zukünftig Nottuln oder Senden wieder direkt aus der Altstadt Münsters erreichbar wären.“

Für die Baustellenumleitung fielen in der Stiftsstraße nur zehn Parkplätze für Autos von Anliegern weg. Diese, so Pro Bahn, könnten ins Tibus-Parkhaus oder in die Lotharingerstraße verlegt werden. „Für die zehn Autofahrer:innen sind es dann nur ein paar Schritte mehr; für die täglich hunderte Fahrgäste würde dafür aber die Erreichbarkeit der Kanalstraße, des Martiniviertels sowie der Innenstadt und des Bahnhofs erhalten bleiben“, warb Szybalski um Unterstützung für den Vorschlag seines Fahrgastverbandes.
Transparenzhinweis: Der Vorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn Münsterland, Werner Szybalski, ist Betreiber dieser Webseite und Herausgeber des Selfprint-Lokalmagazins VIELFALT! Das bunte Münster sowie der Stadtbahn, die regionale Zeitschrift für den öffentlichen Verkehr.