Coerheide ist ab sofort für Autos gesperrt
Schon 2021 beschloss der Rat der Stadt Münster, damals mit der überwältigenden Mehrheit von 40 gegen 26 Stimmen, die Teilsperrung der Coermühle für den Kfz.-Verkehr. Nur örtliche landwirtschaftlicher Verkehr und Fahrräder haben freie Durchfahrt. In Kraft trat die Sperrung Anfang Mai 2021. Von Seiten einiger Bürger*innen insbesondere aus Gelmer und Gittrup, immer durch die örtliche CDU unterstützt, gibt es bis heute Widerstand gegen diese Sperrung. Dieser könnte mit dem heutigen Tag nochmals weiter anwachsen, denn seit dem 18. Juni 2025 ist am Rande der Rieselfelder auch die Straße Coerheide zwischen der Kanalbrücke am Hessenweg und dem städtischen Recyclinghof für den Kfz.-Verkehr gesperrt. Aus Gelmer verlängert sich der Fahrweg zur Müllsammelstelle am „Monte Scherbelino“ damit um satte 7,9 Kilometer.

Recyclinghof nur noch über Zum Heidehof erreichbar
„Zukünftig sind der Recyclinghof in Coerde und unser Recycling- und Entsorgungszentrum nur noch über die Hauptzufahrtsstraße »Zum Heidehof« erreichbar. Die Sperrung ab Mitte der 25. Kalenderwoche betrifft den gesamten Kfz-Verkehr, mit Ausnahmen des forst- und landwirtschaftlichen Verkehrs“, informieren die städtischen Abfallwirtschaftsbetriebe (AWM) auf ihrer Webseite.
Grund für die Sperrung der Straße Coerheide sei, so die Stadt in einer Pressemitteilung, das deutlich gestiegene Verkehrsaufkommen in der Straße. Diese besitze lediglich eine drei Meter breite Fahrbahn. Damit sei die Coerheide nicht für den zuletzt vorhandenen Autoverkehr ausgelegt ist. Zudem gefährdeten die Autos Radfahrende sowie Fußgänger:innen und beeinträchtigten die benachbarten Schutzgebiete. Der Rat der Stadt Münster hatte das Kfz.-Durchfahrverbot im Februar dieses Jahres beschlossen.

Verkehrszuwachs durch Schließung der Coermühle
Eine zentrale Erschließungsstraße für das Europäische Vogelschutzgebiet Rieselfelder war die Coermühle, die parallel zur Coerheide verläuft. Seit die Coermühle im Jahr 2021 für den motorisierten Durchgangsverkehr geschlossen worden war, nahm deshalb die Verkehrsbelastung in der Coerheide permanent zu. Zudem verursachten Ausweichmanöver immer wieder Schäden an den Randstreifen der Straße „Zuletzt gab die Stadt 40.000 Euro für Reparaturen aus“, hieß es in der Pressemitteilung. Von der Reduzierung des Verkehrs sollen auch die vorhandenen Naturschutzgebiete Huronensee und Gelmerheide beidseits der Straße Coerheide profitieren. Nach einem Jahr wird die Stadt die Auswirkungen des neuen Durchfahrverbots für die Coerheide und das Umfeld auswerten.

CDU bemängelt, aber unqualifiziert
„Mit der avisierten Regelung wird Gelmer von der Stadt abgehängt“, bemängelte Raimund Mölders von der CDU in den Westfälischen Nachrichten: „Mit dieser Sperrung müssen die Gelmeraner viele kilometerlange Umwege für die tägliche Nahversorgung in Kauf nehmen.“
Dies Vermutung ist allerdings nicht ganz korrekt, denn stimmen die Wegeschilder mit Kilometerangabe für Radfahrende an der Einfahrt zur Coerheide, wird der Weg aus Gelmer ins Stadtzentrum von Münster nur 500 Meter länger. Durch die deutlich besser ausgebaute Infrastruktur dürften die Gelmeraner:innen tatsächlich also schneller an fast allen städtischen Zielen ab Coerde sein. Nur die Fahrt zum Recyclinghof wird tatsächlich mit dem Auto deutlich länger dauern, schließlich sind durch den Umweg fast acht Kilometer mehr zu fahren.

Hessenweg wird Fahrradstraße

Auf eine zusätzliche Sperrung des in den Rieselfeldern verlaufenden Hessenwegs verzichtete der Rat auf Empfehlung der Stadtverwaltung. Die von der Politik beauftragte Prüfung hätte ergeben, dass auf dieser Straße aufgrund der geringen Verkehrslast und einer möglichen Einschränkung für Anwohnende von einem Durchfahrverbot abzusehen ist. Ebenso sollen keine neuen Parkplätze im direkten Umfeld der Rieselfelder geschaffen werden.
Trotzdem hoffte das Mitarbeiterteam der Biologischen Station und viele mit der Leeze in die Rieselfelder radelnden Menschen darauf, dass der Hessenweg zwischen Kanalbrücke und Coermühle als Fahrradstraße ausgewiesen wird. „Dann dürfen Radfahrende das rechtlich zugelassen tun, was sie heute auch schon machen – nebeneinander fahren. Dabei begeben sie sich allerdings in Gefahr, wenn die Autos ein hohes Tempo haben“, erläuterte Dr. Thomas Krämer, der Leiter des Biologischen Station in den Rieselfeldern.
Andrea Blome, Vorsitzende des Verkehrsausschusses der Stadt Münster, teilte der Redaktion heute (Freitag, 20. Juni 2025) mit, dass der Wunsch der Biologischen Station vom zuständigen Ausschuss in dieser Woche erfüllt worden sei: „Die Umwidmung des Hessenwegs zur Fahrradstraße zwischen Coermühle und Kanalbrücke haben wir am Mittwoch im AVM beschlossen.“

Zufrieden mit dem nächsten Schritt
„Wir in der Biologischen Station haben uns schon lange für eine Verkehrsberuhigung auf der Coerheide eingesetzt, wenngleich der Einsatz für die vorherige Teilsperrung der Coermühle noch mehr an Zeit und Kraft gekostet hat. Deshalb begrüßen wir natürlich die Maßnahmen, die jetzt endlich in Angriff genommen werden“, verdeutlichte Dr. Thomas Krämer auf Nachfrage unserer Redaktion. Er führte aus: „Die Straße Coerheide ist in der Tat viel zu schmal für beidseitigen Kfz.-Verkehr. Erst recht, wenn Fahrradfahrer die Straße benutzen – und das tun sie zunehmend. Der Mindestabstand von 1,50 Meter oder zwei Meter, wie eigentlich zwischen überholendem Pkw und Fahrrad gefordert, kann oftmals gar nicht eingehalten werden.“
Das Hauptproblem sei gewesen, erklärte Krämer, dass die Coerheide von Autofahrenden als Schleichverkehr zu den AWM missbraucht wurde, um dort ihren Müll über die normale Abfuhr der Haushalte hinaus abzugeben: „Die Strecke von der Kanalbrücke Hessenweg bis zu den AWM wird dafür von den Gelmeranern benutzt, aber eben nicht nur von ihnen. So sind regelmäßig Abfalltransporte (mit und ohne Anhänger) mit Kennzeichen aus den Nachbarkreisen Steinfurt, Warendorf, ja selbst Coesfeld zu beobachten. Die Nutzer aus Gelmer sind natürlich alles andere als begeistert, weil sie künftig einen längeren Anfahrtsweg zum Recyclinghof haben, der über den Schifffahrter Damm durch Coerde und über die Bahngleise auf die westliche Seite von Coerde bis zur Straße Zum Heidehof führt.“

Das Fazit von Dr. Thomas Krämer zum nächsten Schritt der Verkehrsberuhigung in und an den Rieselfeldern: „Nicht nur wir von der Biologischen Station Rieselfelder sehen den dort zunehmenden Verkehr in einem EU-Vogelschutzgebiet kritisch, sondern genauso die radfahrenden Besucher:innen und vor allem auch die Mitarbeitenden der AWM. Sie sahen sich einem Kfz.-Verkehr ausgesetzt, der von beiden Seiten der Zufahrt zum Recyclinghof auf sie zurollte. Deren Kritik dürfte erheblich dazu beigetragen haben, dass die Verwaltung dieses Durchfahrverbot für den Kfz.-Verkehr seit heute endlich in die Tat umsetzt.“