Vamos-Filmreihe „Klappe auf für Menschenrechte“ endet
Am Dienstag, dem 13. Dezember 2022, wird um 18 Uhr im Cinema der Film „Wem gehört mein Dorf?“ von Christoph Eder gezeigt. Der Filmemacher Eder hat dokumentiert, wie sein Heimatdorf, das traditionsreiche Ostseebad Göhren auf Rügen, an Investoren aus dem Westen verkauft wurde. Der ehemalige Gemeinderat, in dem vier Männer dominierten, verscherbelte den Ort und verzichtete zum Beispiel zugunsten eines Parkhausbetreibers – rechtswidrig, wie ein Gericht im Sommer 2022 entschied – auf Einnahmen in Höhe von 60.000 € jährlich. Als die letzte unberührte Küste in Göhren bebaut werden sollte und damit ein malerisches Naturschutzgebiet in Gefahr geriet, regt sich Unmut unter den Bürger*innen. Nadine Förster und ihr Vater Bernd Elgeti gründeten die Bürgerinitiative Lebenswertes Göhren. Gemeinsam mit Gleichgesinnten boten sie den Mächtigen die Stirn und traten als kommunale Liste „Bürger für Göhren“ (BfG) 2019 bei der Kommunalwahl an. Mit Erfolg, denn die BfG eroberte vier der zehn Ratsmandate und stellt damit die stärkste Fraktion im Gemeinderat.
Für Demokratie und Selbstbestimmung
„Ich habe die Chance gesehen, eine große Geschichte über Demokratie im Kleinen zu erzählen”, sagte Filmemacher Eder im Interview mit dem Nordkurier und berichtete „(v)on Menschen, die berührt waren von dem Film, von Menschen, die sich motiviert gefühlt haben, sich selbst zu beteiligen an der Demokratie.” Am Beispiel seines Heimatorts zeigt Regisseur Christoph Eder, dass politische Mitbestimmung nirgendwo so unmittelbar ist, wie in der Lokalpolitik. Im Mikrokosmos des Ostseebads und seiner Bewohner werden Themen verhandelt, die weltumspannend Brisanz haben und kapitalistische Interessen gegen das Gemeinwohl stellen: Ausverkauf der Kommunen, Gentrifizierung, Strukturwandel, Turbo-Tourismus, Naturschutz.
Der Film zeigt, dass Veränderung im Kleinen beginnen und dabei durch Selbstbestimmung der Menschen und Einwirken auf die lokale Demokratie durch eigene Beteiligung große Wellen schlagen kann. Deshalb wird „Wem gehört mein Dorf?” im entwicklungspolitischen Filmprojekt rund um das Thema Menschenrechte und „Sustainable Development Goals“ (SDGs) „Klappe auf für Menschenrechte“ von Vamos Münster gezeigt. Die Filme des Projektes präsentieren gelebte Alternativen und Handlungsmöglichkeiten, die im Anschluss an den Film in Gesprächen mit örtlichen Aktivist*innen (diesmal mit Vertreter*innen von Berg Fidel Solidarisch und der Wohnprojekte Grüner Weiler sowie Grafschaft 30) politische Gestaltungsmöglichkeiten in Münster aufzeigen.
Solides Wachstum, statt immer mehr
Aus Sicht der Münsterliste – bunt und international e.V. ist natürlich die erfolgreiche Wähler*innen-Initiative in Göhren besonders interessant. Die „Bürger für Göhren” (BfG) stehen – nach eigener Einschätzung – für eine ganzheitliche behutsame Entwicklung im Ostseebad Göhren.
Sie wollen den Außenbereich (umliegende Natur) schützen und wirtschaftlich und sozial eine gesunde Entwicklung in ihrem Ort gestalten. Sie stehen zum Tourismus als wichtigsten Wirtschaftsfaktor im Ort, streben aber einen sanften Tourismus an. Solides Wachstum, statt immer mehr und in der Konsequenz immer billiger. Qualität statt Quantität! Dabei stünde für die BfG das Wohl der Einwohner im Mittelpunkt, „denn nur, wenn sich Gastgeber wohlfühlen, werden sich auch die Gäste wohlfühlen.”
Mut, Engagement und Durchhaltevermögen
Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März wurde in diesen Jahr die Kommunalpolitikerin Nadine Förster als „Frau des Jahres 2022” in Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet. „Wir brauchen Frauen wie Nadine Förster. Sie bereichern unsere Gesellschaft, unser Zusammenleben, unseren Alltag. Nadine Förster verbindet gesellschaftliches Engagement mit Heimatverbundenheit.”, verdeutlichte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerin für Justiz, Gleichstellung und Verbraucherschutz Jacqueline Bernhardt (Linke) bei der Übergabe des Preises. Als Mitbegründerin der Initiative „Lebenswertes Göhren” habe die Lehrerin aus dem Ostseebad Göhren dazu beigetragen, dass die Menschen vor Ort gewichtige Stimmen erhalten, um Natur und Landschaft zu bewahren, hieß es in der Begründung zur Preisvergabe. Zudem setze Nadine Förster sich für eine lebendige Demokratie ein. Sie habe viel mehr für ihre Gemeinschaft getan, als es die Auszeichnung würdigen könne, sagte Bernhardt beim digitalen Festakt. Försters ehrenamtliche Engagement sei gar nicht hoch genug zu werten.