Lacrosse-Event mit internationalen Gästen
In der ersten Hälfte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurden in Europa neue Sportarten entdeckt. Die finanzstarken amerikanischen Sportorganisatoren featuren nahezu alles, was in Deutschland noch nicht so bekannt war oder wo die Investoren großes Potential sahen. An erste Stelle ist da sicherlich American Football zu nennen, aber nicht weit dahinter folgen schon Frisbee und natürlich Lacrosse.

Hochschulsport ebnete den Weg
Der Hochschulsport in Münster hatte schon immer eine feines Näschen für neue Trends. Kein Wunder, dass schon Mitte der 90er Jahre die ersten „Bischofsstäbe“, also „Lacrosse“, sich auf dem Unicampus zeigten. Der französische Missionar Jean Brébeuf gab 1636 dem indigenen Spiel „Kleinen Bruder des Krieges“ beziehungsweise „Bagattaway“ den christlichen Namen. Allerdings dauerte es noch zwei Jahrhunderte, bis auch Weiße sich im Lacrosse versuchten. Kein Wunder also, dass es dauerte, bis der indigene Sport in Europa Fuß fasste.
Mohawks feiern beim SV Mauritz
Seit 1997 wird Lacrosse auch in Münster gespielt – natürlich zunächst auf den Flächen der Universität Münster. Dazu war auch der Verein „Lacrosse Münster“ gegründet worden, der sich aber nicht etablieren konnte. Birgit Hoffmann und Gregory Theile sorgten dafür, dass Lacrosse im Wintersemester 97 / 98 im Programm des Hochschulsports Münster auftauchte. Gespielt wurde damals mittwochs und sonntags um 16 Uhr auf den Wiesen vor dem Schloss. Erst vier Jahre zuvor hatte sich in Berlin (und fast zeitgleich auch in München) das erste deutschen Lacrosse-Team zusammengefunden. Münster war also schon früh dabei.

Sebastian Merken war Unibeauftrager und Namensgeber
Vor 20 Jahren gelang es Lacrosse dann vom Hochschulsport aus auch im Vereinssport in Münster Fuß zu fassen. Die „Münster Mohawks Lacrosse“ wurden 2005 gegründet. Da hatte Sebastian Merken, wie der ehemalige studentische Leiter Lacrosse beim Hochschulsport am Samstag am Rande der Feierlichkeiten anlässlich diese Jubiläums der Redaktion berichtete, großen Anteil dran: „Auch mein Namensvorschlag für den Verein hat sich durchgesetzt.“ Mohawk ist eine Sammelbezeichnung für Irokesenstämme. Diese heute rund 45.000 Indigene umfassende Gruppe lebt im Süden Kanadas sowie im US-Staat New York.
Auch die damalige Nationaltorhüterin Lisa Schulte, die später auch Bundestrainerin wurde, gehörte in den Anfangsjahren der Mohawks in Münster zum Team. Ein weiterer „prominenter“ Lacrosser aus Münster war, Jost Gortker-Scheutmann, der von 1999 bis 2004 in Münster und anschließend in Frankfurt spielte. Mit den Hessen wurde er 2005 Deutscher Meister. Auch er plauderte in Mauritz aus dem Nähkästchen des Lacrosse: „Ich kam damals zum Lacrosse, weil ich die Schläger lustig fand. Es war irgendwie cool und so anders.“ Merken erinnerte aber daran, dass ein Blockbuster der Gruppe viel Zulauf brachte: „Im Kinofilm »American Pie« spielen zwei Hauptdarsteller in Highschoolteams Lacrosse. Da wurden einige Spielszenen gezeigt, was Menschen motivierte, bei uns vorbeizuschauen.“

Erste Turnierteilnahme in Kiel
Erstmals zu einem Turnier fuhren die Münsteraner:innen im Jahr 1999, erinnert sich Jost Gortker-Scheutmann: „Es ging nach Kiel. Dort erlebten wir, was im Lacrosse an Leitung gebracht werden kann.“ Ein Jahr später beim Turnier in Bonn blieb ihm eine ganz besondere Episode in Erinnerung: „Unser Torhüter kam vom Handball. Als er einmal – quasi heldenhaft und Legenden bildend – mit dem angewinkeltem blanken Knie einen Schuss abwehrte, bekam er eine Beule fast so groß wie ein Lacrosse-Ball.“
Das Vereinsleben nahm Fahrt auf und durch Zufluss von der Uni gab es bald sogar zwei Herren- und zwei Damenteams im Klub. Durch die Studierenden waren auch immer ausländische Spieler:innen bei den Mohawks aktiv. Viele von ihnen kamen am Samstag, zum Teil aus Belgien, der Schweiz und von der Insel, um am Nachmittag zu spielen und abends zu feiern und in Erinnerungen zu schwelgen.
„Lacrosse muss bekannter werden“
Bei den Mohawks gibt es aktuell auch ein Jugendteam, was aber ebenso wie die Mannschaften für Erwachsene dringend Zulauf benötigt. Der Knick, den Corona auslöste, ist beim Lacrosse in Münster noch nicht überwunden. Was sich auch auf dem Platz zeigt, denn weder auf dem Großfeld noch beim – ab 2028 wieder olympischen – Sechser-Lacrosse spielt Münster in der ersten Liga mit.
Wenn ab dem 31. Juli in Dresden bei den „Finals 2025“ der Deutsche Meistertitel bei Frauen und Männern ausgespielt wird , können die Aktiven der Mohawks nur zuschauen. Insgesamt sei es aber sehr positiv, dass bei dem Multi-Sport-Event in Sachsen Lacrosse dabei sei. Die anderen Sportarten sind: Badminton, Faustball, Flag-Football, Sport-Akrobatik, 7er-Rugby (alle wie Lacrosse erstmals dabei) sowie Bogensport, Fechten, Geräteturnen, Kanu-Sprint, Speed-Klettern, Rhythmische Sportgymnastik, Rudern, Stand-Up-Paddling, Trampolin, Triathlon und 3×3 Basketball.
„Heute haben wir Spaß. Viele Ehemalige und natürlich unsere aktiven Spieler:innen feiern heute die Vergangenheit. Danach kümmern wir uns wieder um unsere Zukunft“, ist Mohawks-Pressesprecher Milan Janzen ganz entspannt, angesichts der rund 100 Spieler:innen auf un neben dem Platz. Carmen Fallbrock von der Turnierleitung hat für ihren Sport nur folgende Wünsche: „Mehr Kinder und Jugendliche im Verein wäre schon sehr schön. Das Wichtigste aber ist – Lacrosse muss noch bekannter werden.“

Lacrosse kurz erklärt
Zehn Spieler:innen pro Mannschaft, davon ein Mensch, der mit besonderem Schläger mit großem Fangnetz das eigene Tor hütet, bilden ein Lacrosse-Team. Grundsätzlich wird in 3:3:3-Formation (Abwehr, Mittelfeld, Angriff) gespielt. Dabei muss die Abwehr besonders körperbetont agieren, das Mittelfeld sehr laufstark sein und der Angriff möglichst treffsicher agieren.
Ziel des Spiels ist es, den Hartgummiball, die Betonung liegt auf „hart“, im gegnerischen 1,80 Meter Mal 1,80 Meter großen Tor unterzubringen. Das Tor steht auf der Fußballfeld-großen Spielfläche- wie beim Eishockey – im Feld, so dass auch hinter dem Tor gespielt werden kann. Rund um den „Kasten“ gibt es eine Defensezone, die nur von verteidigenden Spieler:innen betreten werden darf.
Während die Variante für Frauen (Low Contact) fast ohne Körperkontakt und somit auch ohne Schläge mit dem „Stick“ auf die Arme durchgeführt wird, weshalb auch kein Helm getragen werden muss, ist in der Männervariante, die teilweise brutaler als Rugby sein dürfte, Helm und Schutzkleidung zumindest an Händen und Ellenbogen Pflicht.
Der Ball darf mit allem gespielt werden, also auch mit Händen, Füßen oder dem Körper, aber gewinnbringend ist nur der Transport im Netz des Sticks oder das Werfen mit dem Schläger.




Ich war wirklich geschockt wie wenig Menschen zur Einweihung dieses bunten Zebrastreifens zur offiziellen Eröffnung kamen. Münster ist bunt. Und…