Möglicher Ersatzhaltepunkt in Mauritz
Ab Ende kommenden Jahres, spätestens aber ab 2027, dürfte die Kanalbrücke in Mauritz, die über die Warendorfer Straße führt, für den Autoverkehr zum Nadelöhr und für den Zugverkehr sogar zum Bremsklotz werden. Wie die Westfälischen Nachrichten recherchierten, werden die Gleise ausgebaut und die Eisenbahnbrücke südlich der Warendorfer Straße abgerissen. Hintergrund ist der seit einigen Jahrzehnten geplante Ausbau des Dortmund-Ems-Kanal für Riesenschiffe. So muss die Brücke verlängert werden, weil der Kanal verbreitert werden soll.

Die Westfälischen Nachrichten schrieben Anfang Juni diesen Jahres: „Im Anschluss wird der Oberbau, also Schienen, Schotter und Schwellen, auf der neuen Eisenbahnbrücke hergestellt. Nach Abschluss der Arbeiten soll die neue Brücke laut DB eine Stützweite von 59 Metern besitzen.“ Die DB InfraGo, die für die Bahninfrastruktur zuständig ist, will die komplette Sperrung der Linie zwischen Münster und Telgte zeitlich möglichst gering ausfallen lassen. Erreicht werden soll dies unter anderem durch den regulären Zugverkehr nicht störende Nachtarbeit an dem Gleis.
SEV von Münster bis nach Telgte?
Nach den bisherigen Erfahrungen mit dem Auftraggeber im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) im Münsterland, dem Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), kommt eigentlich aus den Erfahrungswerten nur Schienenersatzverkehr (SEV) für den NWL in Frage. Bei der laufenden viermonatigen Sperrung der Bahnstrecke der RB 64 in Metelen zwischen Burgsteinfurt und Gronau – wegen Neubaus einer kleinen 150 Jahre alten Eisenbahnbrücke über die Vechte – werden auch Busse im SEV eingesetzt.
VCD: „Einschränkungen für Fahrgäste gering halten“
Thomas Lins, Vorsitzender des Verkehrsclub Deutschland (VCD) im Münsterland, und regelmäßiger Fahrgast in der RB 67 reagierte auf diesen WN-Bericht: „Wir appellieren an die Verantwortlichen, die Einschränkungen für die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten. Wie wäre es, während der Bauphase mit einem provisorischen Bahnendhaltepunkt in Münster an der Ecke Mondstraße / Warendorfer Straße oder zumindest am alten Haltepunkt in Handorf? Der Schienenersatzverkehr wäre deutlich kürzer und gleichzeitig wäre ein Anschluss an den Stadtbusverkehr in Münster gegeben.“
Das private Grundstück im Eck zwischen Warendorfer und Mondstraße wird schon Mal von Ausstellern genutzt, die dort ihre Zirkuszelte aufschlagen. So könnte es durchaus möglich sein, dass südlich der Bahnstrecke und westlich der Mondstraße auch ein temporärer Bahnsteig errichtet werden könnte, dessen Zu- und Abgang für die Fahrgäste über die Mondstraße – direkt an der Fußgänger:innenampel – erfolgen könnte.

Angesichts der an dieser Stelle gut ausgebauten Infrastruktur (vier Bushaltestellen in drei Richtungen) für Stadt- und Schulbusse könnte vielleicht sogar auf den üblichen SEV verzichtet werden, weil die städtischen Linien 2 und 10 auf der Warendorfer verkehren und die in 250 Meter Entfernung befindliche Haltestelle Tannenhof von der Linie 11 bedient wird. Direkt an der Mondstraße in unmittelbarer Nähe zum Gleis ist zudem eine Haltestelle für den Schüler:innenverkehr.
Genug Platz für die wartenden Züge
Die Fläche (im Bildoben links des Gleises) ist zudem lang genug, um so westlich der Mondstraße den Zug warten zu lassen, bis er wieder zurück in Richtung Rheda rollen darf. Ein Bahnsteig könnte mit Bühnen- oder Gerüstbaumaterialien und der dabei verwendeten Technik errichtet werden, so dass sogar Witterungsschutz für wartenden Fahrgäste nicht nur reines Wunschdenken wäre.
Den Vorschlag von VCDler Thomas Lins in der beschriebenen Art und Weise umgesetzt, hätte für die Fahrgäste Charme und wäre natürlich ein Novum in der Bahngeschichte der Stadt Münster. Bislang wurden in solchen Fällen bei Vollsperrung immer gleiche Lösungen gefunden: stumpf fuhr der Bus ab dem letzten Haltepunkt oder Bahnhof vor der Baustelle los. Endstation des SEV war immer das temporär nicht mehr erreichbare Ziel der Bahnstrecke.