Aus-, Umbau- und Neubaupläne bereiten Probleme

Vier Monate fährt kein Zug nach Gronau

Die Bahnlinie zweischen Gronau und Münster wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Mindestens genau so alt ist in Metelen die kleine Eisenbahnbrücke über das Flüßchen Vechte. Sie muss komplett ersetzt werden, meint DG InfraGO und auch Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) sowie der Zweckverband Mobilität Münsterland (ZVM) sehen dies wohl offensichtlich so. Ab Freitag, dem 13. Juni 2025, wird gegen 23 Uhr die Bahnstrecke zwischen Burgsteinfurt und Ochtrup gesperrt. Am 10. Oktober soll die RB 64 wieder zwischen Münster und Enschede verkehren. Dazwischen müssen Bahnnutzer:innen auf einen anderen Verkehrsträger ausweichen.

Ab der kommenden Woche verkehrt die RB 64 nur zwischen Burgsteinfurt und Münster. Bis Mitte Oktober dürfte es wegen des Neubaus einer Eisenbahnbrücke über die Vechte in Metelen zwischen Steinfurt und Gronau nur Schienenersatzverkehr geben. (Fotos: Archiv Werner Szybalski)

Wenn am Autoparkplatz Klatenberg Schluss mit MiV wäre

Stellen Sie sich einmal vor, Sie sitzen mit Freund:innen, Familie oder auch allein, was ja immer noch vorkommt, in Ihrem PKW und fahren von Gütersloh kommend über die B 64 in Richtung Münster. In der Ortsumfahrung der Wallfahrtstadt Telgte ist plötzlich die Straße gesperrt. Sie werden auf die Parkplätze an den Sportanlagen in Klatenberge geleitet, wo Sie Ihren PKW stehen lassen müssen. Um nun nach Münster zu gelangen, müssen Sie sich ein anderes Verkehrsmittel suchen, denn für Autos ist wegen einer Baustelle am Kanal in Münster die Straße gesperrt. No way! Kein Durchkommen für motorisierten Individualverkehr (MiV) nach Münster.

Verrückt, werden Sie denken und vielleicht auf die Ahnungslosigkeit der Planer:innen schimpfen. Das ist verständlich, aber für umweltverträglich reisende Menschen auch im Münsterland leider immer wieder, siehe Einleitung dieses Beitrages, er„fahrene“ Realität.

VCD bereitet die Vollsperrung Probleme

In zwei Jahren, also 2027, wird die RB 67, der „Warendorfer“, nicht in Klatenberg, aber am Bahnhof in Telgte enden. Dann müssen Bahnreisende genau das tun, was ich eben als für Autonutzer:innen als „verückt“ beschreiben habe. Die Menschen müssen raus aus dem Zug und rein in einen anderen Verkehrsträger, der sie über die viel besser ausgebaute Infrastruktur der Straßen zum Ziel befördert.

Ab Telgte werden während der Gleisbau- und Brückenarbeiten am Kanal 2027 vom „Warendorfer“ nur die Rücklichter auf dem Weg in die Kreisstadt zu sehen sein.

Nachdem die Westfälischen Nachrichten Anfang Juni davon berichteten, verfasste der Verkehrsclub Deutschland (VCD) Regionalgruppe Münsterland dazu eine Pressemitteilung mit richtungsweisenden Vorschlägen:

Probleme wegen Kanalausbau in Mauritz
Der Ausbau des Dortmund-Ems-Kanals und damit auch der Neubau der Kanalbrücken bedeutet nach Auskunft der Bahn an der Warendorfer Straße längere Einschränkungen des Zugverkehrs zwischen Münster und Telgte. Der Systemvorteil der Bahn, energiesparend, sicher und unabhängig von Staus auf eigenem Gleis zu fahren, wird hier zum Systemnachteil: Denn eine Schienenumfahrung beim Neubau der Kanalbrücke zu bauen, wird aufgrund des engen Raums kaum möglich sein.
Die Folgen auf dem Teilstück des „Warendorfer“ mit dem höchsten Fahrgastaufkommen zwischen Telgte und Münster werden gravierend sein, wenn hier eine längere Schließung droht und sich der Schienenersatzverkehr zusammen mit PKW und Güterverkehr nach und von Münster quält.
Für den Straßenverkehr werden Umleitungen und temporäre Wegeführungen geplant und selbst für den Schiffsverkehr auf dem Kanal ist eine aufwändige und teure provisorische Emsüberquerung gebaut worden. Die Schiene und damit Tausende von Fahrgästen haben das Nachsehen.
Wir appellieren an die Verantwortlichen, die Einschränkungen für die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten! Wie wäre es während der Bauphase mit einem provisorischen Bahnendhaltepunkt in Münster an der Ecke Mondstraße / Warendorfer Straße oder zumindest am alten Haltepunkt in Handorf? Der Schienenersatzverkehr wäre deutlich kürzer und gleichzeitig wäre ein Anschluss an den Stadtbusverkehr in Münster gegeben.
Und wenn es schon zeitweilige Streckenschließungen geben muss, könnte die Zeit genutzt werden, um die unbeschrankten Bahnübergänge zwischen Münster und Telgte zu schließen und die Bahnstrecke für den Halbstundentakt nach Warendorf zu ertüchtigen. Aber das ist sicher nur ein Traum in einem Land mit ewig langen Infrastruktur-Planungen und ganz bestimmt wieder einer neuen Baustelle mit einer zeitweiligen Stilllegung – irgendwann!


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