Sonderradtour zum Saisonauftakt
Am Sonntag um 10 Uhr fällt an den Aaseetreppen in Münster der Startschuss für ein neues münsterlandweites Projekt des Vereins Vamos. Fahrradguide Bernd Uppena wird die erste offene, geführte „Wandel & Handel-Routentour“ anbieten. Zwar wird auch etwas vom neuen Vamos-Projekt drin stecken, doch Ziel der etwa 55 Kilometer langen Auftakt-Tour sind die Fahrradaktionstage im Dorf Hiddingsel, die die Stadt Dülmen und der Kreis Coesfeld mit der Dorfgemeinschaft organisieren. „Angelehnt ist die Tour am Sonntag an die Faire-Arbeit-Route, wobei wir allerdings nur das Thema Blumen am Stift Tilbeck besuchen werden“, erklärte Bernd Uppena, der gemeinsam mit Tore Süßenguth, Referent Bildungs- und Kampagnenarbeit in der Geschäftsleitung des Vereins Vamos, am Donnerstag (24. April 2025) das neue Gesamtprojekt von Vamos im Cuba vorstellte.

Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit verdeutlichen
Die Wandel & Handel-Routen unterscheiden sich von den üblichen touristischen Angeboten im Münsterland durch die Möglichkeit an den Stationen der Vamos-Rundtouren etwas über Nachhaltigkeit in der Region und globale Gerechtigkeit zu erfahren. Vielen sei überhaupt nicht bewusst, wie klein und niederschwellig der Umstieg auf ein klimagerechteres Leben sei. Tore Süßenguth hat ein ihn immer wieder faszinierendes Beispiel, dass er im Pressegespräch vorstellte: „Umgewandelt zu Biogas steckt in einem Apfelrest in etwa so viel Energie, um eine Glühbirne eine Stunde zum Leuchten zu bringen.“

Sieben unterschiedliche Routen
Die Wandel & Handel-Routentour wird es in der Zukunft in sieben Varianten in den Kreisen Coesfeld und Warendorf geben. Die Strecken ohne Anfahrt zur Route sind zwischen 38 und 55 Kilometer lang. „Für jede der Touren sollte fünf bis sechs Stunden Zeit eingeplant werden“, erklärte Bernd Uppena: „Die reine Radelzeit beträgt rund drei Stunden.“ Die Route kann individuell abgefahren werden, wobei nicht alle angefahrenen Stationen an Wochenende und Feiertagen geöffnet haben. Insgesamt neun Fahrradguides von Vamos bieten auch geführte Routen an. Entweder werden diese ab 200 Euro aufwärts gebucht oder interessierte Radler:innen nehmen an offenen Vamos-Touren teil. „Bei diesen gibt es keinen Preis. Wir bitten aber um Spenden“, stellte Uppena klar.
„Die Mitmachstationen sollen den Radlern nachhaltige Energie, faire Arbeit, Naturschutz und gesunde, regionale Lebensmittel näher bringen“ Tore Süßenguth

Alle Routen würden inspirierende Orte ansteuern, wo sich Menschen und Organisationen für mehr Gemeinwohl, zukunftsfähiges Wirtschaften, die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele und globale Solidarität einsetzen. „Die angefahrenen Orte eint das Ziel, einen lebenswerten Planeten innerhalb seiner Grenzen zu erhalten“, verdeutlicht Projektleiter Tore Süßenguth: „Die zu erkundenden Orte zeigen Lösungen auf, die bereits heute lokal umgesetzt werden. Sie dienen der Motivation, individuell aber auch politisch aktiv zu werden.“
„Wir fahren durchs Münsterland und entdecken Orte und Dinge, an denen die meisten sonst vorbeifahren würden.“ Bernd Uppena

Die schon im vergangenen Jahr eröffnete Tour zum Thema „Faire Arbeit“ führt zum Stift Tilbeck, nach Billerbeck und Havixbeck. Am Selbstpflückbeet der Gärtnerei des Stifts Tilbeck oder in der Textilfabrik der Firma Strumpf Dirks können die Routenfahrer:innen erfahren, wie Wirtschaft auch funktionieren könnte. „Alle Routen steuern die globalen Mitmachstationen an, die in den letzten Monaten im Projekt Münsterland Global Lokal zusammen mit Schüler:innen, Bildungseinrichtungen, Kommunen und Unternehmen entwickelt wurden. An diesen Orten sollen die Nutzer:innen mit Menschen und Engagementmöglichkeiten in Berührung kommen, die sich mit lokaler und globaler Verantwortung und Solidarität, Nachhaltiges Handeln und Wirtschaften sowie Förderung von Biodiversität und Klimaanpassungen beschäftigen“, verdeutlicht Süßenguth.
Neben der „Faire-Arbeits-Routen“ gibt es die „Lebensmittel-Route“ in Warendorf, die auch die Produktion von Tomaten in Gläsern und Dosen, „die in Deutschland praktisch alle aus Süditalien stammen“, wie Süßenguth einwarf, die „Energie-Route“ in Coesfeld, die „Naturschutz-Route“ an der Bever und zukünftig auch die „Begegnungs-Route“ in Ahlen und Drensteinfurt.

Infotafeln geben auch Tipps
Tafeln an den „Mitmachstationen“ geben Informationen zur jeweilige Thematik oder verraten Tipps, wie sich jeder Einzelne engagieren kann oder laden zum Spielen ein. Neben lokalen Beispielen lernen die Teilnehmer:innen auch internationale Akteure kennen, die sich mit der gezeigten Problematik beschäftigen, und erfahren Lösungsmöglichkeiten, die anderswo schon erfolgreich umgesetzt worden sind. „Wir zeigen Handlungsspielräume auf, die Menschen motivieren, und auch zeigen, dass es andere gibt, die sich ebenfalls engagieren. So wird deutlich, dass niemand mit dem gezeigten Engagement allein ist“, unterstrich Tore Süßenguth. Die Routen sind alle bei der Navigations-App „Komoot“ hinterlegt.

Viel Programm beim Fahrradaktionstag in Hiddingsel
Am Sonntag erwartet die Teilnehmer:innen der Auftakttour ein breites Programm beim erlebnisreichen Fahrradaktionstag in Hiddingsel, verspricht Bernd Uppena. Aktions- und Informationsangebote rund um die Themen „Rad, Sport und Natur“ und für junge Radler:innen abwechslungsreiche Angebote zum Toben und Spielen werden geboten. Coesfelds Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr, Dülmens Bürgermeister Carsten Hövekamp und Pfarrer Ferdinand Hempelmann aus der Gemeinde der eindrucksvollen Pfarrkirche St. Georg werden zu den Besucher:innen sprechen.
Bei der Polizei aus dem Kreis Coesfeld wird es einen Helmtestsimulator sowie ein Verkehrsquiz, bei dem es auch Preise zu gewinnen gibt, anbieten. Das Biologische Zentrum Kreis Coesfeld präsentiert am Infostand ihre Aktionskiste zum Thema Verkehr und das 17-Ziele-Rad. Vamos wird die „Wandeln & Handeln Radrouten“ vorstellen. „Ein kleines Highlight wird eine Fahrradwaschanlage sein, an der Teilnehmer ihr Fahrrad direkt waschen lassen können“, verriet Uppena. Der ADFC Dülmen baut einen Geschicklichkeitsparcours für alle Altersklassen auf. Zudem gibt es noch Lymphdrüsen-Massage, Fahrrad-Ausstellung, Infos zum Thema „optimale Sitzposition auf Fahrrad und Hometrainer“, ein Glücksrad, eine Hüpfburg und Spritztouren im Rikscha durch Hiddingsel an. Natürlich gäbe es beim Fahrradaktionstag in Hiddingsel auch Essens- und Getränkestände.
