Leben in Literatur verwandelt
von Werner Szybalski
Alfons Huckebrink: Edith und wir – eine Novelle aus dem Münsterland; Coesfeld; Longinus im Elsinor Verlag; 2024; 136 Seiten; 16 Euro; ISBN 978-3-94511 3-46-2; in der Hauptstelle der Stadtbücherei Münster ausleihbar (Roman Huck / Erlesen / 1. Obergeschoss).

Einblicke ins damalige katholisch geprägte Arbeitermilieu im Münsterland
Ich mag Schachtelsätze, ich mag (meine) Erinnerungen an die Zeit des Erwachsenwerdens, ich mag Sätze in Prosatexten, die in ihrer Qualität an Lyrik heranreichen, ich mag die Architektur des Rathauses von Emsdetten überhaupt nicht.
Schriftsteller Thomas, Held in Alfons Huckebrinks Novelle „Edith und wir“, muss wegen eines Dokumentes in seine münsterländische Heimatstadt, deren Namen – ich habe ihn zumindest nicht gefunden – im Werk nicht genannt wird, zurückkehren. Wegen einer Geburtsurkunde betritt Thomas das vielleicht unschönste Rathaus des Münsterlandes, wo er überraschend seiner Jugendliebe, der heutigen Standesbeamtin Edith Osthues, gegenübersteht.
Zunächst erkennt er sie gar nicht, so dass Edith ihren Jugendfreund Thomas etwas in die Spur bringen muss. Schließlich gesteht sie: „Und längst schon Unnerstall…, beeilte sie sich. Der Familienname. Albert und ich leben schon ein paar Jahre getrennt. Wirkungsvolle Pause. Voneinander, meine ich.“
Ihr Mann Albert, Thomas und Klemens, der damals aufstrebende Fußballstar der Borussia, waren Schulfreunde und bilden das „wir“ im Titel von Huckebrinks Novelle.
Schließlich bittet die frühere Bezugsperson – und frühere erste Liebe der drei Jungen vom Land – Thomas in der Mittagspause zum Kaffee zu treffen. Sie habe Thomas etwas Wichtiges zu sa- gen. Er lässt sich darauf ein. Damit ist der Reiz gesetzt und Huckebrink lässt nun Thomas – mit späteren Sprüngen in die damalige Gegenwart des Jahres 2013 – tief in seine Kindheitserinnerungen eintauchen und die Leser:innenschaft das damalige katholisch geprägte Arbeitermilieu des Münsterlandes kennen lernen.
Fazit: Absolut lesenswert, für mich war das Buch ein Genuss, weil Alfons Huckebrink „Leben in Literatur verwandelt“. Dazu handwerklich perfekt arbeitet – mit dem „Dingsymbol“ jeder guten Novelle, bei ihm die Rohrweihe, sogar auf dem Titel.



Ich war wirklich geschockt wie wenig Menschen zur Einweihung dieses bunten Zebrastreifens zur offiziellen Eröffnung kamen. Münster ist bunt. Und…