Ein Sommernachtstraum als letzter Spiegel der Spielzeit

Seid ihr gnädig, lernen wir

Eine Komödie voller Verwechselungen wie der Sommernachtstraum lebt von Veränderungen. Für eine kurzfristig nun allerletzte Vorstellung wechselt dieser Traum in die Wirklichkeit vom Großen Haus ins Kleine Haus des Theater Münster: Samstag (12. Juli 2025), 19.30 Uhr. Die folgende Berichterstattung bleibt beständig.

Von Christoph Theligmann

Ein letztes Mal hebt sich der Vorhang für William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ im nahezu ausverkauften Theater Münster, und mit ihm endet nicht nur ein Theaterabend, sondern auch eine Spielzeit, die das Haus in Bewegung und die Stadtgesellschaft in Aufruhr versetzt hat. Die Inszenierung von Sebastian Schug trifft somit auf ein Publikum, das – altersmäßig durchaus gemischt, doch auch auffällig einfarbig – Teil eines vielstimmigen Geschehens geworden ist, das weit über die Bühne hinausweist. Doch zunächst zum Traum selbst.

Heute (Samstag, 12. Juli 2025) kann ein allerletztes Mal der Sommernachtstraum (statt des Zerbrochenen Kruges) im Kleinen Haus gesehen werden. (Fotos: Sandra Then)

Rollenwechsel als Prinzip – Theater in Reinkultur

Das achtköpfige Ensemble („The enchanted 8“) meistert die Vielzahl an Rollen mit sichtbarer Spielfreude und bemerkenswert dynamischer Präzision ohne Pause in einer 130 minütigen Vorstellung. Die Übergänge zwischen den Figuren sind deutlich und für das Publikum stets nachvollziehbar gestaltet – sei es durch minimale Kostümveränderungen (Verantwortlich: Juliane Götz), durch markante Körperhaltungen oder durch gezielt gesetzte stimmliche Nuancierungen. Besonders hervorzuheben ist Pascal Riedel, der als Zeremonienmeister Philostrat mit verbindlicher Noblesse ebenso überzeugt wie als Puck – dessen schelmische Präsenz, energetischer Körpereinsatz und tänzelnde Leichtigkeit das Stück mit Rhythmus und Ironie versorgen. Sein Puck ist kein lieblicher Waldgeist, sondern ein ruheloser Spiegel der menschlichen Verwirrung – ein Schalk mit Tiefe.

Ansgar Sauren gelingt es, sowohl den autoritären Theseus als auch den verletzlichen, eifersüchtigen Oberon glaubwürdig und als Souverän zu verkörpern. Gerade in der Doppelung dieser Herrscherrollen liegt ein besonderer Reiz: Während Theseus der Welt der Rationalität verhaftet bleibt, ist Oberon dem magischen Denken verpflichtet – zwei Seiten derselben Medaille.

Katharina Brenner als Hippolyta und Titania besticht mit einer Mischung aus Eleganz und innerer Stärke. Ihre Titania ist nicht nur Opfer des Zaubers, sondern eine Königin mit eigenem Willen. Ihre Liebesszene mit dem verzauberten Popo (alias Katharina Rehn) gerät dabei zur grotesken Liebesparodie, ohne ins Lächerliche abzurutschen – ein feines Gleichgewicht, das dieser Inszenierung immer wieder gelingt.

Die Bühne als dunkler Wald der Seelen

Nicole Zielkes Bühne, zurückhaltend und atmosphärisch düster, wird zum nächtlichen Labyrinth: Theater Möbelinventar, Nebelschleier, Schattenwürfe – der Wald als Sinnbild für das Ungewisse, das Unterbewusste, für das Chaos der Gefühle. Hier irren Hermia (intensiv: Nadine Quittner), Helena (mit tragikomischer Verzweiflung und kraftvoller Schauspielkunst Katharina Rehn), Lysander (leidenschaftlich: Artur Spannagel) und Demetrius (mit geheimnisvoller, komischer Wut: Julius Janosch Schulte) umher – Figuren auf der Suche nach sich selbst und dem jeweils anderen, getrieben von inneren wie äußeren Verwirrungen.

Der Wald, herrlich amüsant Daryna Mavlenko als Löwe und Bohnenblüte, ist mehr als Kulisse – er ist Spiegel einer Spielzeit, in der auch das Theater selbst seinen Ort zwischen Verführung und Verpflichtung, zwischen Kunstanspruch und öffentlicher Erwartung neu bestimmen musste.

Komödie mit Haltung – ohne den Ernst zu verlieren, sehr komisch und stellenweise mit großem Witz

So leichtfüßig die Inszenierung daherkommt, sie bleibt nie belanglos. Die Komik der Handwerkertruppe – vor allem Popo (Rehn) als tragisch-komischer Pyramus und Flöt (Schulte) als überforderte Thisbe – wird nicht zur bloßen Farce, sondern ist immer auch Reflexion über das Theater selbst: über dessen Mittel, seine Wirkung und seine Begrenztheit. Wenn die „Wand“ (Quittner als Schnauz) mit gespreiztem Ernst ihre Funktion erklärt, lachen wir nicht nur über die Komik, sondern auch über die Eitelkeit unserer Deutungsversuche. Es ist ein Theater, das sich selbst kennt und dennoch ernst nimmt. Sogar in den Szenen, in denen kurz vor Ende ein blutig roter Erdbeermond die Bühne flutet.

Schließlich der finale Satz in Shakespeares Originalton, in der Inszenierung von Sebastian Schug, dieser auch verantwortlich für ein großartig verständliches Deutsch, hier mit sinngleichen Worten im Raum schwebend: „If you pardon, we will mend“ – erklingt nicht als routinierter Abgesang, sondern als fast flehentliche Bitte um Verständnis, vielleicht sogar um Fortbestand. In einer Zeit, in der sich das Theater selbst neu erfinden muss, gewinnt so ein verhüllter, unausgesprochener Satz, an Gewicht.

Publikum ohne Spiegel – eine Leerstelle bleibt

So differenziert und vielschichtig sich das Bühnengeschehen präsentiert, so einseitig bleibt der Blick ins Publikum. Die nahezu vollständige Abwesenheit migrantisch geprägter Zuschauerinnen und Zuschauer stellt eine unbequeme Frage in den Raum: Für wen spielt dieses Theater eigentlich? Wer fühlt sich angesprochen – und wer nicht? Der „Sommernachtstraum“ bietet genug universale Themen: Liebe, Irrtum, Verwandlung, Macht. Dass sich diese Themen nicht in der Zusammensetzung des Publikums widerspiegeln, ist kein Fehler der Inszenierung – aber ein Hinweis auf eine Herausforderung, der sich das Haus stellen muss, wenn es auch in Zukunft gesellschaftlich relevant bleiben will.

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„Ein Rucksack voll Hoffnung“

Engagement für Obdach- und Wohnungslose

Begeistert zeigten sich Stephan Brinktrine, Kandidat der Sozialdemokraten für das Amt des Oberbürgermeisters in Münster, und die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion, Bürgermeisterin Maria Winkel, nach ihrem Besuch des neuen Cafés „M 20“ auf der Mauritzstraße.

Finja Barkmeyer (v.l.) und Anna von Twickel informierten OB-Kandidat Stephan Brinktrine und Bürgermeisterin Maria Winkel über die Tätigkeit von „Ein Rucksack voll Hoffnung“. (Foto: SPD Münster)

Café für nicht privilegierte Menschen

„Was der Verein »Ein Rucksack voll Hoffnung« hier auf die Beine gestellt hat, ist sehr beeindruckend und dringend notwendig in Münster-Mitte“, so Brinktrine. „Einen
solchen Treffpunkt für alle Menschen in Münster haben wir uns immer gewünscht. Wer
Unterstützung benötigt, ist hier genau richtig“, erklärte Winkel. Der Verein biete in der neuen Anlaufstelle von einer Tasse Kaffee über einen Computer-Arbeitsplatz bis zu Beratung und Gesprächen alles an, was einsamen, bedürftigen oder obdachlosen Menschen helfen könne, und sei es auch nur ein offenes Ohr. Im Café könnten Menschen sich treffen, Kontakte knüpfen und die diversen Angebote wie zum Beispiel Spielenachmittage in Anspruch nehmen, erklärten die beiden Politiker weiter.

Beeindruckt verließen Stephan Brinktrine und Maria Winkel den Treffpunkt mit dem Versprechen, den Verein auch in Zukunft in seinem Engagement für bedürftige Menschen unterstützen zu wollen.

„Ein Rucksack voll Hoffnung“
Als das Projekt 2014 ins Leben gerufen wurde, gingen alle Helfenden noch zur Schule. Auf dem Schulweg sahen sie täglich, wie Menschen ohne festen Wohnsitz in Münster umherzogen und campierten. In einer kindlichen Naivität fragt man sich in solchen Momenten, welche Geschichte sich hinter jedem dieser Menschen verbirgt. Wie geraten Menschen in solche Notlagen und wieso stecken so viele von ihnen in dieser Situation fest? Eine Idee aus Hamburg, Rucksäcke mit Spenden zu packen und an die Bedürftigen auf der Straße zu verteilen, kam so auch nach Münster.

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DGB-Jugend schlägt Alarm

Kürzungen am Hochschulstandort Münster

Die DGB-Jugend Münsterland schlägt Alarm: Die geplanten Kürzungen der NRW-Landesregierung bedrohen die Zukunft junger Menschen an den Hochschulen – auch in Münster. Inmitten globaler Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit fordert die Gewerkschaftsjugend: Investiert endlich in gute Arbeit und echte Bildungsperspektiven – statt Hochschulen kaputtzusparen.

Die DGB-Jugend Münsterland fordert mehr in die Bildung zu investieren. (Bild: Stadt Münster)

USA schotten sich ab – Deutschland muss handeln

Die US-Regierung riegelt ihre Hochschulen zunehmend ab: Visa für internationale Forschende werden gestrichen, Kooperationen gekappt, Gelder eingefroren. „Was in den USA passiert, ist ein Angriff auf die Idee freier, internationaler Wissenschaft – und damit auf globale Solidarität“, sagt Liam Demmke, Jugendbildungsreferent der DGB-Jugend Münsterland. „Gerade jetzt muss Deutschland Haltung zeigen: Als Zufluchtsort für bedrängte Wissenschaftler*innen. Das Münsterland hat die Chance, eine Region der offenen Hörsäle zu werden – aber dafür braucht es klare Entscheidungen.“

NRW will 255 Millionen Euro kürzen – Studis und Beschäftigte zahlen den Preis

Liam Demmke von der DGB-Jugend Münster.

Statt Verantwortung zu übernehmen, plant die NRW-Landesregierung ab 2026 massive Einschnitte: 255 Millionen Euro sollen bei den Hochschulen gestrichen werden – das wäre ein Kahlschlag. Die Folgen: gestrichene Stellen, überfüllte Seminare, unsichere Verträge, sinkende Qualität. Die Universität Münster zeigt exemplarisch, wie dramatisch die Lage ist. Obwohl seit 2012 Studierendenzahlen, Personal und Drittmittel stetig wachsen, reißt ein strukturelles Defizit von rund 15 Millionen Euro jährlich immer größere Löcher ins Budget. Die öffentlichen Fördermittel halten mit den steigenden Bau- und Energiekosten längst nicht mehr Schritt. Kommen die geplanten Landes-Kürzungen dazu, fehlen jährlich bis zu 10 Millionen Euro zusätzlich. „Diese Kürzungen sind ein Schlag ins Gesicht für alle, die heute Lehre stemmen, forschen oder studieren“, kritisiert Liam Demmke.

Die DGB-Jugend fordert den sofortigen Stopp der Kürzungspläne, den Erhalt und Ausbau aller öffentlichen Hochschulstandorte, sowie gezielte Investitionen in Willkommensstrukturen für internationale Student*innen und Wissenschaftler*innen. Dazu gehören schnelle Anerkennungsverfahren, kostenfreie Orientierungsangebote, bezahlbarer Wohnraum – und ein grundlegend reformiertes, elternunabhängiges BAföG.

Gute Bildung heißt auch gute Arbeit

Für die DGB-Jugend ist klar: Wissenschaftsfreiheit bedeutet auch faire Arbeitsbedingungen. Wissenschaft darf kein Durchlauferhitzer für befristete Verträge und prekäre Jobs sein. Ob studentische Hilfskraft, wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in oder Auszubildende:r an der Uni – alle haben ein Recht auf sichere Jobs, gute Löhne und Zukunftsperspektiven. „Gute Bildung beginnt bei guten Arbeitsbedingungen. Wer Hochschulen ausdünnt, raubt jungen Menschen ihre Zukunft“, so Liam Demmke.

AStA warnt: Studistadt nur für privilegierte Studis

Die AStA-Vorsitzende Theresa Dissen.

Auch der AStA der Universität Münster kritisiert die Kürzungspläne scharf: „Studierende wenden sich vermehrt an uns. Sie leiden zumeist unbemerkt an den Folgen, wissen nicht wie sie Unterstützung erhalten können. Sei es beim längst nicht mehr ausreichenden BaföG oder der prekären Wohnsituation in Münster.“ Die AStA-Vorsitzende Theresa Dissen führt weiter aus, dass gerade Münster für viele angehende Studierende keine Option mehr darstellt. Einfach, weil es zu teuer ist.  Die „Studistadt“ bedenkt Studierende und ihre Lebensrealitäten nicht genug. „Wenn jetzt auch noch Stellen und Angebote gestrichen werden, wird Bildung endgültig zum Privileg“, erklärt sie weiter. Kurzsichtigen Sparpolitik darf nicht die Lösung sein.

Münster muss Vorreiterin sein

Münster hat das Potenzial, ein Magnet für junge Talente weltweit zu sein. „Internationale Solidarität ist kein leeres Schlagwort – sie war immer ein Markenzeichen der Gewerkschaften. Wir stehen an der Seite derer, die hier studieren, lehren, forschen – oder es gerne würden“, sagt Demmke abschließend. „Jetzt müssen auch die Hochschulleitungen Haltung zeigen und den politischen Druck über die Landesrektorenkonferenz massiv erhöhen. Münster muss Hochschulstandort bleiben – sozial, international, ausfinanziert.

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Zum Ausdrucken VIELFALT! vom 11. Juli 2025

Heute wieder eine neue Selfprint-Ausgabe

VIELFALT! Das bunte Münster. Ab sofort ist die Ausgabe 25-10 vom 11. Juli 2025 zum Ausdrucken und auch Onlinelesen hinterlegt. Das Lokalmagazin ist im Originalformat (DIN A3), aber auch in DIN A4 aufrufbar!

Selfprint

Das Blättchen für öffentliche Angelegenheiten ist aus Kostengründen nicht mehr kostenfrei in gedruckter Form erhältlich. Dafür gibt es die VIELFALT! Das bunte Münster weiterhin kostenfrei, allerdings nicht mehr fremdgedruckt, sondern als Selfprint-Magazin für den Ausdruck zu Hause, im Büro oder im Copyshop. Die DIN A4-PDF kann auch sehr gut online beziehungsweise nach Download offline auf den verschiedenen Geräten gelesen werden.

Themen der aktuellen VIELFALT! Das bunte Münster Ausgabe 25-10 vom 11. Juli 2025: Wohnen in Münster. Eine Diskussionsveranstaltung der Wirtschaftsinitiative Münster, unter anderem mit den aussichtsreichen Kandidaten für die Nachfolge von Oberbürgermeister Markus Lewe, brachte eher viel Gemeinsamkeit als Diskussionsbedarf hervor. Am Donnerstagabend tagte der Wahlausschuss der Stadt Münster. Neben den im Rat vorhandenen Parteien werden in Rumphorst ein Einzelbewerber und in einigen Wahlkreisen drei neue Gruppierungen (Wahlliste Spektrum Münster, IDL und Partei der Humanisten) antreten. Feuilletonredakteur Christoph Theligmann erfüllte sich einen Sommernachtstraum, den die Nutzer:innen des Öffentlichen Verkehrs in Sendenhorst nach der Reaktivierung der WLE-Strecke nicht zwingend haben werden. Die kombinierten Geh- und Radwege in Münster sind sicher und das Spiel der Indigenen aus Nordamerika, Lacrosse, wird inzwischen seit 20 Jahren auch in Münster gespielt.

Hier ist die aktuelle Ausgabe im DIN A3-Format und DIN A4-Format zu finden.

Newsletter

Grundsätzlich erscheinen auf dieser Webseite täglich neue Beiträge. Wer möchte, kann den (geplant) zwei Mal in der Woche erscheinenden Email-Newsletter des lokalen Blättchen für öffentliche Angelegenheiten: VIELFALT! Das bunte Münster sich zusenden lassen. Bestellung und Abbestellung per Email.

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Idee des Stadtsportbundes

Schwimmassistent:innen für die Schulen

Tatkräftige Unterstützung erhalten aktuell 22 münstersche Schulen beim Schwimmunterricht. Im Ost- und Südbad sowie dem Hallenbad Wolbeck werden Lehrkräfte von Schwimmassistent:innen auf unterschiedliche Art und Weise unterstützt. Denn nicht an allen Schulen gibt es ausreichend personelle und zeitliche Ressourcen, um allen Schülerinnen und Schülern das Schwimmen beizubringen. Zudem können die Lehrkräfte allein oftmals eine optimale Betreuung ganzer Klassen beim Schwimmunterricht nicht gewährleisten.

Dr. Annegret Saxe, Vorständin der Sparkasse Münsterland-Ost (r.), und der SSB-Vorsitzende Jörg Verhoeven (l.) überreichten Shirts an die Schwimmassistent:innen Vivian Batty (2.v.l.), Sina Hagelschuer und Moritz Langheid. (Fotos: Stadtsportbund Münster)

Mehr Kids in Münster sollen sicher schwimmen

„Dabei ist die sichere Beherrschung der Kulturtechnik die Grundlage zur Teilhabe an vielen Lebensbereichen,“ so Jörg Verhoeven, ehrenamtlicher Vorsitzender des Stadtsportbundes Münster (SSB). Deshalb entwickelten der SSB und seine Mitgliedsvereine zusammen mit dem Sportamt Münster die Idee der Schwimmassistent*innen. Gefördert durch die Sparkasse Münsterland-Ost sind in drei Hallenbädern seit einem Schuljahr Schwimmassistent:innen aktiv. Weitere sollen folgen. „Die Sparkassen-Schwimmhilfe sorgt hoffentlich dafür, dass künftig mehr Kids in Münster sicher schwimmen können. Getreu unserem Motto ‚Wenn’s um mehr als Geld geht‘ möchten wir mit unserer großen Spende möglichst vielen Menschen einen Mehrwert bieten und genau dort unterstützen, wo es vielleicht sogar einmal überlebenswichtig sein könnte“, sagt Dr. Annegret Saxe, Vorständin der Sparkasse Münsterland-Ost.

Erste Schritte dahin sind erfolgreich getan. „Die Rückmeldungen der Schulen sind sehr positiv“, freut sich SSB-Geschäftsführer Robin Schneegaß über eine hohe Akzeptanz, „denn die professionellen Assistent:innen sind eine tolle Unterstützung im Schwimmunterricht!“ Die geschieht jeweils in enger Abstimmung mit den Lehrkräften vor Ort. Rund 3000 Kinder und Jugendliche profitierten in diesem Schuljahr bereits in drei münsterschen Hallenbädern beim Schwimmen lernen von der Unterstützung. So hat sich eine gute Idee in kurzer Zeit bereits etabliert.

Im lockeren Gespräch erläutern die Schwimmassistent:innen Vivian Batty (2.v.l.), Sina Hagelschuer und Moritz Langheid Dr. Annegret Saxe (Vorständin der Sparkasse Münsterland-Ost (M.), Sportamtsleiterin Kerstin Dewaldt (2.v.r.), Jörg Verhoeven (SSB-Vorsitzender / l.) sowie Robin Schneegaß (SSB-Geschäftsführer / r.) ihre vielfältigen Aufgaben bei der Unterstützung im Schwimmunterricht.
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Münster wird Teil des Projektes „FrauenOrte NRW“

Würdigung für Anastasius Rosenstengel

Die nordrhein-westfälische Gleichstellungsministerin Josefine Paul und Münsters Bürgermeister Klaus Rosenau weihten am Dienstagabend (8. Juli 2025) an der Aapromenade auf Höhe der Petrikirche den neuen „FrauenOrt“ in Münster eingeweiht. Gemeinsam mit Murielle Guéguen, der Vorsitzenden des Vereins FrauenRat NRW, würdigten Paul und Rosenau den Mut von Catharina Linck alias Anastasius Rosenstengel, die/der sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts über Standes- und Geschlechtergrenzen hinwegsetzte. Linck zog sich Männerkleidung an, arbeitete unter neuem Namen als Mann und heiratete in Münster eine Frau. Nach einem Inquisitionsprozess wurde sie/er 1721 hingerichtet.

Münsters Bürgermeister Klaus Rosenau, NRW-Gleichstellungsministerin Josefine Paul (M.) und Murielle Guéguen (FrauenRat NRW) weihten den neuen „FrauenOrt“ in Münster ein und würdigten das Wirken von Catharina Linck alias Anastasius Rosenstengel. (Foto: Stadt Münster / Meike Reiners)

Catharina Margaretha Linck alias Anastasius Lagrantinus Rosenstengel führte in der Barockzeit ein nach heutigen Maßstäben queeres Leben. Geboren 1687, aufgewachsen im Waisenhaus in Halle, legte Linck schon als 15-Jährige Männerkleidung an und arbeitete unter männlichem Namen als Prophet, Soldat und Handwerker. Mit ihrer/seiner kirchlich angetrauten Ehefrau lebte er/sie eine Zeit lang in Münster. Von der argwöhnischen Schwiegermutter enttarnt und verraten, wurde ihr/ihm der Inquisitionsprozess gemacht und 1721 hingerichtet.

Gedenktafel nahe der Petrikirche ein

Die neu installierte Gedenktafel enthält Informationen zu Linck / Rosenstengel und ist eine von 52 Stellen in Nordrhein-Westfalen, an denen die NRW-weite Initiative „FrauenOrte“ an bemerkenswerte Persönlichkeiten an ihren Wirkstätten erinnert. Zu der Einweihung hatten die Stadt Münster, die Arbeitsgruppe Frauengeschichte Münster und der „FrauenRat“ eingeladen.

Als „FrauenOrte“-Schirmpatin verwies Josefine Paul auf die Bedeutung von sichtbaren Zeichen. Diese seien notwendig, um Anerkennung für vielfältige Lebensentwürfe wie den von Catharina Linck beziehungsweise Anastasius Rosenstengel zu erreichen. „Dieses Leben außerhalb traditioneller Geschlechternormen verdeutlicht, dass geschlechtliche Vielfalt historisch verankert ist. Der ‚FrauenOrt‘ in Münster unterstreicht die Verantwortung, konsequent gegen Diskriminierung und Gewalt gegenüber LSBTIQ*-Personen vorzugehen“, sagte Paul.

Auch Klaus Rosenau hob die Bedeutung dieser Sichtbarkeit hervor: „Münster ist eine Stadt mit ausgeprägtem Geschichtsbewusstsein. Darum ist es gut, dass wir unsere Wertschätzung für gesellschaftliche Vielfalt auch in unserer Erinnerungskultur abbilden.“

Projekt „FrauenOrte“
Das Projekt macht außergewöhnliche Frauenpersönlichkeiten am Ort ihres Wirkens sichtbar. Träger für NRW ist der Verein FrauenRat NRW. Gefördert wird das NRW-Projekt durch das von Josefine Paul geleitete Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Mittlerweile gibt es 52 „FrauenOrte“ in NRW, an denen historische Frauenpersönlichkeiten und ihre Lebensleistungen mit Info-Stelen und Gedenktafeln gewürdigt werden. Dabei handelt es sich unter anderem um Pädagoginnen und Politikerinnen, Malerinnen, Widerstandskämpferinnen und Wissenschaftlerinnen, Kirchenfrauen und Kriegsreporterinnen.

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Bürger:innenbeteiligung in Münster

Wer regiert die Stadt?

Vor der Ratssitzung am vergangenen Mittwoch demonstrierte ein Bündnis, bestehend aus dem Ernährungsrat Münster, Münster isst veggie und dem Aktionsbündnis Pestizidfreies Münster, weil seit über drei Jahren ihr GO 24-Antrag „Gesundheitsfördernde und nachhaltige Kita- und Schulverpflegung“ nach der Bekanntgabe im Rat nicht wieder aus den Tiefen der Stadtverwaltung aufgetaucht ist. „Ich weiß, dass das Bündnis auch schon bei der Verwaltung nachgefragt hat. Es gab bislang keine Antwort“, erklärte am Rande der Demonstration Katharina Geuking, Ratsfrau der Linken und selbst bei Münster isst veggie aktiv. „Leider ist dies kein bedauerlicher Einzelfall, sondern kommt bei Bürger:innen, die sich an die Stadt wenden, aber auch bei Kommunalpolitiker:innen immer wieder vor.“

Vor der Ratssitzung am Mittwoch demonstrierte ein Bündnis, dessen Bürger:innen-Antrag seit über drei Jahren totgeschwiegen wird. (Fotos: Werner Szybalski)

Kritik am Oberbürgermeister

In der Ratssitzung war bemerkbar, dass der Kommunalwahlkampf begonnen hat. Lars Nowak, Ratsherr der Mixedfraktion, hatte einen ganzen Blumenstrauß an Fragen eingereicht. Unter anderem wollte das Mitglied Der Partei von Oberbürgermeister Markus Lewe wissen: „Was haben Sie unternommen, um die Bearbeitung von Anträgen, Anfragen und Prüfaufträgen aus dem Rat und den Bezirksvertretungen zu beschleunigen?“

Bürger:innen • Politik • Verwaltung – wer regiert die Stadt? Naiv gedacht, ist es natürlich die Politik, die durch den Rat der Stadt regiert. Schließlich sind sie deshalb von den wahlberechtigten Menschen in Münster dazu in die politische Gremien geschickt worden. Allerdings ist auch der Chef der Stadtverwaltung, Oberbürgermeister Markus Lewe, von den Bürger:innen direkt gewählt worden. Zudem hat der Oberbürgermeister den Vorsitz im Stadtrat inne.

Also eine sehr mächtige Position. Bestimmt Lewe, was in dieser Stadt umgesetzt wird und was nicht. Wie wir an Lewes Steckenpferd „Musik-Campus“ gesehen haben, kann auch der Oberbürgermeister nicht einfach etwas durchsetzen, was große Teile sowohl der Bürgerschaft als auch der Parteien und ihrer gewählten Mandatsträger:innen nicht wollen.

„Wer schreibt, der bleibt!“

ist ein sehr altes Sprichwort, das auf die Römer:innen im Rheinland zurückgeht. Mit der Etablierung der Schriftkultur in der römischen Herrschaft wird das Herrschaftsinstrument der Verwaltung geschaffen – Beschlussvorlagen, Protokolle, Vermerke . . . fast alles kommt bis heute aus den Rheine der Verwaltung. Dabei ist es offensichtlich egal, was Bürger:innen und Politik wünschen.

Einige Beispiele: 120.000 Euro für Bürger:innenräte in Münster standen vor zwei Jahren im städtischen Haushalt. Kein Cent davon ist für diese Art der Bürgerbeteiligung ausgegeben worden! In der Hauptsatzung der Stadt Münster sind Einwohner:innenversammlungen nur als Informationsbühne vorgesehen. Nahezu einstimmige Voten in Bürger:innenversammlungen (Beispiel: Linienführung der Stadtwerke-Busse 6 und 8 auf der Kanalstraße) werden in Münster komplett missachtet.

Unsere Redaktion hat die drei aussichtsreichen Kandidaten für die OB-Wahl gefragt: Werden Sie die Bürger:innen mehr und stärker an Entscheidungen in der Stadt beteiligen? Wie wird das gegebenenfalls geschehen?

Das sagen die OB-Kandidaten

CDU-Kandidat Georg Lunemann sieht in der Kommunalwahl das „Hochamt der kommunalen Bürgerbeteiligung“. Darüber hinaus gäbe es etliche Instrumente der Bürgerbeteiligung, was die Verwaltung kürzlich „in einer Vorlage sehr schön und ausführlich dargestellt“ hätte. „Nur, weil sich jemand ein neues Instrument ausdenkt, das dann nicht in seinem Sinne zum Zuge kommt, heißt das ja nicht, dass es zu wenig Bürgerbeteiligung gibt.“ Gerade in der Kommunalpolitik gäbe es doch sehr viele niedrigschwellige Möglichkeiten sich einzubringen. Zu den Voten in der Bürgerversammlung zur Buslinienführung erklärte der CDU-Kandidat: „Wenn die Linienführung nicht am Ende gesamtstädtisch entschieden wird, sondern man sie von Bürgerversammlungsvoten in einzelnen Bezirken oder Stadtteilen abhängig machen will, werden wir bald alle nur noch individuell zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto unterwegs sein können, weil es natürlich unterschiedliche und sich zum Teil widersprechende Interessen gibt.“

Tilman Fuchs, Kandidat der Grünen, möchte als Oberbürgermeister die Bürger:innenbeteiligung stärken und inklusiver gestalten: „Dafür werde ich eine zentrale Stabsstelle für Partizipation einrichten, die in Planungs- und Entscheidungsprozesse eingebunden ist und über ein eigenes Budget verfügt. Diese Stabsstelle wird Leitlinien für Beteiligungsverfahren entwickeln und deren Umsetzung kontrollieren.“ Außerdem soll, so Fuchs, „die digitale Partizipation ausgebaut werden, indem wir Plattformen wie »Beteiligung NRW« barrierefrei und mehrsprachig gestalten. Verwaltung und Politik sollen regelmäßig zu Beteiligungsverfahren geschult werden, um die vielfältigen Möglichkeiten gezielt nutzen zu können. Es ist das Ziel, dass alle Menschen in Münster die Möglichkeit haben, sich aktiv einzubringen und unsere Stadt mitzugestalten.“

Stephan Brinktrine, OB-Kandidat der Sozialdemokraten, antwortet auf die Frage der Redaktion mit einem klaren „Ja.“ Er möchte, dass Bürgerbeteiligung nicht nur ein Feigenblatt ist, sondern wirklich etwas bewirke. Das heißt für den Bezirksbürgermeister: „Die Stadt fragt frühzeitig nach Ihrer Meinung – und erklärt anschließend offen, wie sie damit umgeht. Ich werde dafür sorgen, dass es verbindliche Regeln gibt, wie Beteiligung ablaufen muss.Wir entwickeln dafür gemeinsam mit Verwaltung und Bürgerschaft klare Leitlinien. Ich will außerdem prüfen, wie die Beteiligung organisatorisch besser verankert werden kann – zum Beiepiel durch eine zentrale Stelle, die Verfahren begleitet, dokumentiert und auswertet.“ Brinktrine wünsche sich, dass Menschen das Gefühl bekommen: „Meine Stimme zählt – auch zwischen den Wahlen.“ Darauf will er als Oberbürgermeister ganz persönlich achten.

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Ziehen an einem Strang

Soziale Sicherheit, ökologischer Fortschritt und gesellschaftlicher Zusammenhalt

Mit einem gemeinsamer Aufruf wenden sich die Wohlfahrtspflege, Gewerkschaften sowie Umwelt- und Sozialverbänden an die Bundesregierung. Mit der ersten Lesung des Entwurfs zum Bundeshaushalt 2025 beginnt der Bundestag die parlamentarischen Beratungen über die politischen Schwerpunkte der kommenden Jahre. Die dabei getroffenen Entscheidungen würden die Beschäftigungs-, Sozial- und Umweltpolitik langfristig prägen und hätten unmittelbare Auswirkungen auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen im Land. „Diese Beratungen finden in einer Zeit statt, in der massive Investitionen in die öffentliche und soziale Infrastruktur sowie den Klima- und Naturschutz dringend erforderlich sind. Der soziale Zusammenhalt ist gefährdet, und die Demokratie sieht sich zunehmenden Anfechtungen ausgesetzt“. heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung der Verbände.

Bundestag und Bundesrat trügen die gemeinsame Verantwortung, sozial-ökologische Versäumnisse der Vergangenheit zu korrigieren. Äußere, innere, soziale und wirtschaftliche Sicherheit dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die Erwartung der unterzeichnenden Verbände an die demokratischen Parteien sei klar: „Sie müssen in Regierung wie Opposition, auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene Verantwortung für die positive Weiterentwicklung unseres Landes übernehmen. Der Bundeshaushalt und die Ausgestaltung der geplanten Sondervermögen müssen die erforderlichen Mittel bereitstellen: zur Stärkung der öffentlichen und gemeinnützigen sozialen Infrastruktur, für gesellschaftlichen Zusammenhalt und für Klimagerechtigkeit.“

Sozialversicherungen stärken – Gemeinwohl fördern

Das Sicherungsversprechen des Sozialstaats sei essenziell für unsere Demokratie. Die Sozialversicherungen bilden das Fundament des Sozialstaats. Ihre Leistungen erreichten über 90 Prozent der Bevölkerung und sicherten soziale Teilhabe in allen Lebenslagen. In einem ersten Schritt müssten die Leistungen für Bürgergeldbeziehende in der Gesetzlichen Krankenversicherung über den Bundeshaushalt gedeckt und die Unterfinanzierung der Pflegeversicherung durch Zuschüsse und nicht durch Darlehen ausgeglichen werden. Zudem seien die Titel für Eingliederung in Arbeit auskömmlich auszugestalten, um nachhaltige Beschäftigungspolitik zu befördern. Um Armut zu bekämpfen, sei eine bedarfsgerechte Ausgestaltung der Sozialtransferleistungen dringend notwendig: „Wir appellieren an Bundesrat und Bundestag: Setzen Sie jetzt das politische Signal, dass der Staat seiner sozialen Verantwortung gerecht wird!“

Ein großer Teil der sozialen Infrastruktur würde in Deutschland nicht staatlich, sondern durch gemeinnützige Organisationen der Freien Wohlfahrtspflege getragen. Diese organisierten freiwilliges demokratisches Engagement, leisteten soziale Daseinsvorsorge und bildeten einen unverzichtbaren Beitrag zum Sozialstaat. Als gemeinnützige Organisationen verzichteten sie bewusst auf Profite. Insofern sind sie auf öffentliche Förderung angewiesen – nicht zuletzt, um ihre Einrichtungen und Dienste klimafreundlich und digital aufzustellen. Sie müssten daher, insbesondere im Bereich der energetischen Gebäudesanierung, konsequent in Förderprogramme aus den Sondervermögen einbezogen werden.

Unterzeichnende:
AWO Bundesverband, BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Der Paritätische Gesamtverband, Deutscher Caritasverband, DRK – Deutsches Rotes Kreuz
Diakonie Deutschland, Sozialverband Deutschland SoVD, Sozialverband VdK Deutschland, Ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Volkssolidarität und ZWST – Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland.

Julia Gakstatter vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Münster begrüßte die OB-Kandidaten Tilman Fuchs (l.), Stepahn Brinktrine (M.) und Georg Lunemann zur Diskussionsveranstaltung. (Foto: Paritätischen Wohlfahrtsverband)

Sozialpolitik in Münster: OB-Kandidaten bekennen Farbe

Die Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Münster hatte die drei aussichtsreichsten Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters von Münster zur Diskussionsrunde eingeladen. „Bezahlbarer Wohnraum“ war für Stephan Brinktrine von der SPD die zentrale sozialpolitische Herausforderung für die kommende Wahlperiode. Tilman Fuchs, Kandidat der Grünen legte den Schwerpunkt auf die Auswirkungen des demographischen Wandels für die soziale Stadtgesellschaft und CDU-Kandidat Georg Lunemann nannte „Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit“ als sein wesentliches Ziel in der kommunalen Sozialpolitik.

Julia Gakstatter, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft, betonte: „Soziale Arbeit ist nicht einfach nur ein Dienstleistungsangebot. Sie ist Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge, schafft Teilhabe, stärkt Demokratie und verhindert Ausgrenzung.“ In kurzen Statements und Fragen aus der Praxis machten Mitarbeitende der Wohlfahrtsverbände AWO, der Caritas, vom Paritätischen, der DRK und der Diakonie deutlich, vor welchen aktuellen Herausforderungen die kommunale Sozialpolitik derzeit stehe. Etwa in der Migrationsberatung und -betreuung, die stark von Kürzungen betroffen sei. Alle drei OB-Kandidaten betonten die Chancen, die bei gelingender Integration für die Menschen wie die Gesellschaft bestünden. Münster sei mit seinen dezentralen Lösungen bisher gut gefahren. Diese Strukturen gelte es zu erhalten.

Problemfelder: Familiennachzug und Drogenkonsum

Unterschiede gab es beim Thema Familiennachzug, der derzeit von der Bundesregierung ausgesetzt wurde. Während Brinktrine und Fuchs diesen als notwendig für Integration ansehen, äußerte sich Lunemann hierzu nicht, setzte seinen Schwerpunkt auf Integration durch erleichterte Arbeitsaufnahme.

Veränderter Drogenkonsum zeige sich in Münster besonders am Bremer Platz. Hier setzt Fuchs auf Prävention und gute Unterstützungsangebote für die Menschen vor Ort. „Wir müssen mit den Menschen ins Gespräch kommen“, betonte Lunemann und Brinktrine zeigte sich sicher: „Verdrängen ist keine Lösung.“

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Das Hansaviertel feiert

Neuausrichtung des Viertelfestes wird zum großen Erfolg

In vielen Straßen (und Hinterhöfen) im Hansaviertel, wie hier in der Meppener Straße, konnten die Passant:innen am vergangenen Samstag auf zahlreichen privat organisierten Nachbarschaftsflohmärkten das eine oder andere Schnäppchen machen. (Fotos: Werner Szybalski)

Am Samstag (5. Juli 2025) lud eine Initiativgruppe aus dem Hansaviertel zum neuen Hansafest ein. Anders als in den Vorjahren, als allein die Aktiven von Platanenpower auf dem Hansaplatz für das jährliche Viertelfest schuften mussten, gelang es in diesem jahr die Nachbar:innen im Bereich zwischen Hansaring, Bremer Straße und Wolbecker Straße für eine dezentrale, von den Viertelbewohner:innen selbst organisierte, vielfältige Veranstaltung zu gewinnen. Vorbild war natürlich das 4tel-Fest jenseits der Wolbecker. Von der Stimmung der mitmachenden Nachbarn und der durch die Straßen schlendernden Gäste her stand das Hansaviertel nicht im Schatten des Mauritzviertels. Doch wird es Zeit brauchen, bis das Jahrzehnte erprobte Konzept der Mauritzer:innen auch den letzten Haushalt im Hansaviertel erreicht, so dass noch mehr Kommunikation, noch mehr Hinterhöfe geöffnet und noch mehr Menschen die Diversität ihres Wohnquartiers feiern können. Wie gesagt, gefehlt hat am Samstag überhaupt nichts, aber einige Straßen hatten tatsächlich noch Luft nach oben.

In der Papenburger Straße ging es auch gemütlich zu.

Unzählige Flohmärkte

Los ging es schon morgens um 10 Uhr. Flohmärkte, Konzerte, offenen Türen, Hinterhöfe und Gärten, Essen und Trinken, Lesungen, Kinderaktionen und natürlich auch Infostände machten beim Hansafest deutlich, wie lebendig und vielfältig das Viertel ist. An rund 60 Stellen zwischen Hansaring, Bremer Straße und Wolbecker Straße bauten die Bewohner:innen etwas auf. Da es alle nach eigener Fasson machten konnten, glich keine Aktion der anderen. In der Bremer Straße gabe es Flohmärkte im Garten und auch in einer Wohnung. Nebenan wurden gibt es Sandwiches gereicht und mittags trat eine Bewohnerin als Sängerin auf. Die Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt „Leezenküche“ hatte in der Dortmunder Straße geöffnet und in der Emdener Straße konnten Gäste ihren Körper bemalen lassen. Auch die Hamburger Straße bot mehrere Flohmärkte, aber auch Aktionen für Kinder, die besonders auf die Glitzertattoos abfuhren. Natürlich wurden dort auch alle satt und niemand musste durstig weiterziehen.

In der Schillerstraße wurde unter anderem Essen angeboten. Flohmarktstände gab es natürlich auch.

Hansaplatz –Verschmelzung zwischen gestern und heute

Platanenpower bespielte ab 14 Uhr den Hansaplatz, wo Essensstände, eine Musikbühne und viele Infostände verschiedener Vereinigungen zum Verweilen einluden. Bis 22 Uhr gab es unter Regie von Platanenpower Programm und Unterhaltung. Spätestens nach dem offiziellen Ende des Nachbarschaftsfestes um 16 Uhr wurde wie früher beim Hansafest der Hansaplatz für eine paar Stunden wieder zum Herzstück des Viertels.

624er rappten am Nachmittag, dass sich die Bühnenbretter bogen.
Zeitweise war auf dem Hansaplatz am Samstag kein Sitzplatz zu bekommen.
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Zwischen Fantasie und Wirklichkeit

Letztmalig: Ein Sommernachtstraum

Von Christoph Theligmann

Wenn das Schauspiel Ensemble in der vorletzten Vorstellung am Juli Vollmondtag – das letzte Schauspielstück der laufenden Spielzeit ist zwei Tage später „Der Zerbrochene Krug“ (!) – William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ auf die Bühne bringt, dann trifft diese märchenhafte Komödie auf ein Haus, das selbst Teil einer vielstimmigen, komplexen Erzählung geworden ist. Die Bühne wird damit nicht nur Ort der Inszenierung eines zeitlosen Klassikers – sondern zugleich auch Spiegel einer Institution im Umbruch, deren Realitäten manchmal so widersprüchlich erscheinen wie die nächtlichen Verwicklungen im Athener Wald.

Shakespeares Stück erzählt von Liebenden, die sich selbst und einander in einem nächtlichen Zauberwald verlieren – gelenkt von übernatürlichen Mächten, getrieben von
inneren Wünschen und äußeren Verwirrungen. Nichts ist gewiss in diesem Spiel mit Identitäten, Loyalitäten und Illusionen. Und vielleicht ist es kein Zufall, dass gerade dieser Stoff in einem Haus zur Aufführung kommt, in dem ebenfalls um Rollen, Machtverhältnisse und Perspektiven gerungen wird.

Der Sommernachtstraum endet. (Fotos: Sandra Then)

Denn auch im realen Theater Münster ist vieles in Bewegung. Zwei öffentliche Schreiben aus dem Inneren des Hauses, die in diesem Frühjahr an die Stadtgesellschaft gerichtet wurden, geben Einblick in ein Spannungsfeld, das weit über eine Personalie hinausreicht. Vordergründig geht es um die Frage der Vertragsverlängerung der Intendantin. Dahinter jedoch steht, wie im „Sommernachtstraum“, eine tiefere Auseinandersetzung um Haltung, Ästhetik und den Charakter des Theaters selbst: Soll es ein Ort der Bewahrung oder des Wandels sein? Soll es verführen oder verstören, unterhalten oder herausfordern – oder alles zugleich?

In Shakespeares Komödie treffen mehrere Welten aufeinander: der Hof mit seinen klaren Regeln, die Handwerker mit ihrer volkstümlichen Direktheit, und das Feenreich mit seiner anarchischen Kraft. Ihre Begegnungen erzeugen Reibung, aber auch Verwandlung. Ähnlich lässt sich auch die derzeitige Situation am Theater Münster deuten – als ein Zusammenprall verschiedener künstlerischer Vorstellungen, institutioneller Strukturen und menschlicher Bedürfnisse.

Theaterhaus im Wandel

Dass sich ein Theaterhaus im Wandel befindet, ist keine Seltenheit. Aber selten tritt dieser Wandel so öffentlich zutage wie derzeit in Münster. Wie in Shakespeares Zauberwald wirkt manches widersprüchlich: Solidaritätsbekundungen treffen auf Kritik, Kunstanspruch auf wirtschaftliche Realität, progressive Ideen auf das Bedürfnis nach Verlässlichkeit. Es ist ein Prozess der Aushandlung, des Tastens, des Suchens – vergleichbar mit dem nächtlichen Umherirren von Hermia, Lysander, Helena und Demetrius. Auch sie wollen Klarheit – und finden sie erst, als der Spuk des Zaubers weicht und die Ordnung des Tages wiederkehrt.

Die Bühne wird zum Spiegel einer Institution im Umbruch.

Doch der Zauber ist nicht nur Trug. Er eröffnet auch neue Perspektiven. In Shakespeares Welt muss man sich verirren, um zu sich selbst zu finden. Vielleicht ist dies auch im realen Theaterkontext eine notwendige Bedingung: dass ein Haus sich infrage stellt, widersprüchlichen Stimmen Räume gewährt, um sich neu auszurichten. Dass es Irritationen aushält, weil aus ihnen Einsichten erwachsen können.

Die Aufführungen von „Ein Sommernachtstraum“ sind nicht als Kommentar auf das Geschehen im Haus gedacht – sie ist Teil des Spielplans, lange vor den jüngsten Diskussionen festgelegt. Doch ihre Themen – Illusion und Wirklichkeit, Wandel und Beharren, das flüchtige Wesen der menschlichen Leidenschaft – wirken in die Gegenwart hinein. Es ist das Privileg großer Literatur, in wechselnden Zeiten immer neue Spiegelflächen zu sein.

Räume öffnen

Für das Publikum bietet sich am 10. Juli um 19.30 Uhr die Gelegenheit, Shakespeare in einer letzten Aufführung des „Sommernachtstraums“ zu erleben, der vielleicht mehr mit der eigenen Gegenwart zu tun hat, als es der Fantasiecharakter des Stücks zunächst vermuten lässt. Und für das Theater selbst ist es eine Chance, mit künstlerischer Kraft zu zeigen, wozu es da ist: Räume zu öffnen, in denen sich Fragen stellen lassen, ohne dass sogleich Antworten vorliegen müssen.

Denn ein guter Sommernachtstraum – auf der Bühne wie im Leben – lebt davon, dass er verzaubert, aber nicht täuscht.

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