Menschenrechtler aus Hebron zu Gast in Münster
Die Grünen Münster trafen am vergangenen Mittwoch Issa Amro, Menschenrechtler aus Hebron. Ursula Mindermann, Vizepräsidentin der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, hatte den Austausch über die aktuelle Lage der Palästinenser:innen im Westjordanland und im Gazastreifen sowie um die Frage, wie Münster als Stadt des Westfälischen Friedens einen Beitrag zu einer friedlichen Koexistenz zwischen Israelis und Palästinenser:innen leisten könne, vermittelt.

Weder gleichberechtigt, noch geschützt
Issa Amro wurde 2024 mit dem „Alternativen Nobelpreis“ ausgezeichnet. Er ist für seinen beharrlichen und gewaltfreien Einsatz gegen die israelische Besatzung des Westjordanlands international bekannt. Seit vielen Jahren engagiert er sich mit der Organisation Youth Against Settlements für Menschenrechte und Frieden. Amro ist für den Friedensnobelpreis 2025 nominiert.
Er berichtete in Münster eindrücklich von seiner persönlichen Situation und schilderte, wie er immer wieder Ziel von Angriffen radikaler jüdischer Siedler:innen wurde. Amro beschrieb die schwierigen Lebensumstände der palästinensischen Bevölkerung, denen die Gleichberechtigung verwehrt würde. Auch bekämen sie keinen Schutz vor Raketenangriffen – auch aus dem Iran. Zudem sei der Zugang zu Strom und sauberem Trinkwasser vielerorts eingeschränkt.
Zudem werde die Bewegungsfreiheit durch zahlreiche israelische Kontrollpunkte massiv behindert und auch verhindert. All dies erschwere den Alltag der Palästinenser:innen, den Ausbau von Infrastruktur und die Entwicklung einer besseren Lebensqualität vor Ort erheblich. Laut Amro verfolge die israelische Regierung das Ziel, das Leben der Palästinenser:innen im Westjordanland und in Gaza so unerträglich zu machen, dass sie die Region verlassen.
Lebensbedingungen für alle verbessern
Gemeinsam mit Issa Amro diskutierten die Grünen Münster, darunter auch Mitglieder der AG Europa, Frieden und Internationales, mögliche Ansätze, um die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort konkret zu verbessern.
Ein Beispiel wäre die Förderung erneuerbarer Energien im Westjordanland. Die palästinensischen Gebiete sind derzeit stark von Energieimporten aus Israel abhängig – mit entsprechenden Unsicherheiten und hohen Kosten. Der Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere durch Photovoltaik, könnte Städten und Gemeinden helfen, ihren Energiebedarf unabhängiger und nachhaltiger zu decken. Weitere Ansätze wie die Förderung von Recyclingprojekten könnten dazu beitragen, den Verbrauch von Primärrohstoffen zu reduzieren und die begrenzten natürlichen Ressourcen der Region zu schonen.
Frieden als Ziel
Die Grünen Münster begrüßen ausdrücklich den gewaltfreien Einsatz Issa Amros für Menschenrechte. Für ihn geht es nicht darum, die israelische Bevölkerung zu schwächen, sondern die Lebensperspektiven der Palästinenser*innen zu stärken – als Grundlage für eine gerechte und nachhaltige Zwei-Staaten-Lösung.
Jörg Rostek, Co-Sprecher der Grünen in Münster erklärte: „Die Lebensqualität für eine Gruppe muss nicht auf Kosten der anderen gehen. Das Gegenteil ist richtig. Geht es den Menschen im Westjordanland besser, geht es auch den Menschen in Israel besser.“
Vielfalt der israelischen Gesellschaft
Issa Amro betonte dabei auch die Vielfalt der israelischen Gesellschaft: Auch sehr viele Israelis, die Zahl dürfte angesichts des aktuellen Krieges mit dem Iran eher wachsen, seien mit der Politik ihrer sehr rechten Regierung überhaupt nicht einverstanden und protestierten aktiv dagegen. Amros Fazit war klar und deutlich: „Ein friedliches Zusammenleben sei nur möglich, wenn auf allen Seiten der Wille dazu vorhanden sei.“ Die Grünen in Münster würden gerne ihren Teil dazu beitragen.