Wortlos abdrehen, wenn die Meinung des Gegenübers nicht passt
Von Werner Szybalski
Das 4tel-Fest in Mauritz-West wurde am Samstag (14. Juni 2025) auch von Ausstellern besucht, die weder ihren kleinen Obolus entrichtet hatten, noch erwünscht waren; deren Teilnahmegesuch im Vorfeld sogar abgelehnt worden war. Es war die Bürgerinitiative „Stoppt Umbenennungen“, die sich ausgerechnet zwischen den Ständen der Grünen und der SPD beim Nachbarschaftsfest einschlich.

Einhaltung von Regeln, scheint für Umbennungsgegner nur etwas für die Anderen zu sein
Schon in der Sitzung der Bezirksvertretung Münster-Mitte am 6. Mai diesen Jahren im Festsaal des Rathauses (wir berichteten in der Selfprintausgabe vom 9. Mai 2025) fielen viele, der mit T-Shirt mit politischer Botschaft (Aufschrift „Stoppt Straßenumbenennungen“) unter dem offenen Jackett für die Beibehaltung von belasteten Straßennamen ausgestatteten – fast ausschließlich männlichen – Gegner, stark negativ aus, da sie sich den gültigen demokratischen Gepflogenheiten der Bezirksvertretung nicht unterwerfen wollten. Bei Äußerungen der Befürworter:innen der Umbenennungen (Grüne, SPD, Volt und grundsätzlich auch die Linke) gab es unflätige Zwischenrufe und Lärm und bei Äußerungen aus der Opposition von CDU und FDP, die sich auf die Seite der Gegner geschlagen hatten, zustimmendes Gejohle von den fast voll besetzten Zuschauerplätzen. Bezirksbürgermeister Martin Honderboom (SPD) bat um Einhaltung der Regeln, ermahnte die Umbenennungsgegner und drohte ihnen sogar mit Ausschluss. Diese Sitzung dürfte in die Negativbilanz der kommunalen Praxis dieses Gremiums weit oben platziert sein.

BI setzt voll auf Verlagsunterstützung
Der Vertreter der Bürgerinitiative „Stoppt Umbenennungen“ auf dem 4tel-Fest am Samstag sprach auch den Autor dieser Zeilen ungefragt an: „Wir sammeln Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen die Straßenumbenennungen in Münster. Möchten Sie nicht auch unterschreiben“, sprach mich der Lobbyist an, um in einem Atemzug gleich auf die Medienpower hinter ihrem Begehren hinzuweisen: „Vielleicht haben Sie die Sonderseiten in den Westfälischen Nachrichten gesehen, die uns unterstützen.“
Entweder habe ich nicht alles gelesen, aber Sonderseiten in den WN sind mir trotz der Mitgliedschaft eines der WN-Verleger in der Bürgerinitiative nicht aufgefallen. Allerdings gab es am 31. Mai 2025 ein Samstagsinterview von WN-Redakteur Martin Kalitschke mit dem Design-Unternehmer Christian Sieger und dem Landschaftsarchitekten Stephan Bracht, über den aktuellen Stand der Aktivitäten ihrer Bürgerinitiative. Schaut man auf der Webseite der Bürgerinitiative nach, wird deutlich, dass aus Sicht der BI lediglich die Medien des Aschendorff-Konzern als wahrzunehmend gelten. Acht Medien-Links sind dort unter der Rubrik „Die Presse“ zu finden: sieben Mal die Westfälischen Nachrichten und einmal das Lokalradio Antenne Münster, das auch zum heimischen Medienimperium der Hüffers gehört. Zudem lag der Pfingstausgabe der Westfälischen Nachrichten ein DIN A4-Blatt für jeweils fünf Unterstützer:innen-Unterschriften für das Bürgerbegehren bei. Vermutlich wollte der Aktivist mir gegenüber zum Ausdruck bringen, auch, weil er einschränkte, „natürlich müssen wir trotzdem etwas dafür zahlen“, dass der Verlag finanzielle Zugeständnisse an die Bürgerinitiative gemacht hatte.
Keine guten oder überzeugenden Argumente
Auf meine Frage, ob inzwischen schon 3000 Menschen rechtsgültig unterschrieben hätten, was der Hälfte der bis August zu sammelnden Unterschriften entspräche, kam die deutlich Antwort: „Diese Zahl haben wir schon längst erreicht!“ Das Interesse des Werbers ließ schlagartig nach, nachdem ich mich als kritischer Mensch, Journalist und unbedingtem Umbenennungsbefürworter geoutet hatte. Verwundert, versuchte er zu ergründen, wie ich zu solch einer Meinung käme. Als ich dann erklärte: „Militaristische Straßennamen, insbesondere von Menschen, die auch Kriegsverbrechen begannen haben, lehnte ich ab. Ich nehme mit Schrecken zu Kenntnis, dass sich aktuell zudem unsere Gesellschaft immer stärker militarisiere.“ Da unterbrach mich der Bürgerinitiativler und behauptete: „Das stimmt doch alles gar nicht.“ Darauf erwiderte ich: „Wir bauen unser Militär zur Vorwärtsverteidigung aus, lassen es verstärkt in unseren Schulen werben, schreiben alle jungen Menschen im Land an, um für die Bundeswehr zu werben, und führen morgen erstmals in der Bundesrepublik Deutschland sogar einen Veteranentag durch.“ Das war ihm zu viel. Wort- und Grußlos drehte der Bürgerinitiativler ab, zog sich zwanzig Meter in Richtung Café Classicque zurück und agitierte nach eine offensichtlichen Erholungspause die nächste Passant:innen.