Ist das Kunst(-stoff) oder kann das (Ein-)weg?
Greenpeace warb am Samstag (14. Juni 2025) auf dem 4tel-Fest in Erpho für das Münsteraner Bündnis für eine kommunale Verpackungssteuer. Außer Greenpeace Münster gehören Münster isst veggie und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Münster zum Bündnis. Beim Nachbarschaftsfest hatten Greenpeace-Aktivist:innen an der Warendorfer Straße einen je zur Hälfte mit Ein- und Mehrweggeschirr gedecktem Tisch aufgebaut, um den Unterschied leicht nachvollziehbar zu zeigen. Im Februar diesen Jahres hatte es einen Ratsantrag zur Einführung einer kommunalen Verpackungssteuer in Münster gegeben, der allerdings mit Mehrheit nur an die Stadtverwaltung zur Vorprüfung verwiesen wurde.

Installation soll zum Nachdenken anregen
Der gedeckter Tisch war beim 4tel-Fest auf Linnenbrinks Garten ein Hingucker: Zur Hälfte war der Tisch mit Einwegverpackungen bestückt, etwa Pappschüsseln und Plastikbechern. Die andere Hälfte hingegen wurde mit Mehrwegverpackungen aus hochwertigem Kunststoff gedeckt. Mit einer Kordel abgesperrt mutet das Ganze fast wie eine Kunstinstallation an: „Wir möchten mit der direkten Gegenüberstellung zum Nachdenken anregen“, erklärt Paul Schaub von Greenpeace Münster. „Essen spielt in unserer Kultur eine große Rolle und zum Esserlebnis gehört auch, wie die Lebensmittel verpackt und angerichtet sind.“ In der Außer-Haus-Gastronomie falle viel Müll an, den Kund:innen oft nicht wahrnehmen. „Von den Parteien erwarten wir, dass sie sich im anstehenden Kommunalwahlkampf entsprechend gegen den Müll in der Stadt positionieren“, forderte Schaub.
Das Bündnis möchte die kommunale Verpackungssteuer zum Wahlkampfthema machen

Das Thema soll im diesjährigen Wahlkampf präsent diskutiert werden, die Aktion sei nur ein erster Schritt in die Öffentlichkeit. Die gedeckte Tafel soll niedrigschwellig informieren, mögliche Lösungen aufzeigen und Anlass zum Austausch von Ideen, Sorgen sein. Dem Münsteraner Bündnis aus Greenpeace, Münster isst veggie und BUND geht es aber in erster Linie um ökologische Aspekte.
Rund 40 Prozent des Mülls auf unseren Straßen bestehe aus Einwegverpackungen. Dabei handele es sich meist um wertvolle Rohstoffe, die schwer zu recyclen sind und oft als Müll in der Natur enden. Zwar sind Gastronom:innen in Deutschland seit 2023 dazu verpflichtet, im Take-Away Bereich Mehrwegverpackungen anzubieten, allerdings bemängelt das Bündnis, dass es diesem Gesetz an Lenkungswirkung fehle.
Greenpeace-Recherche: Gesetz wird oft missachtet
Zudem hat Greenpeace Deutschland in einer Recherche festgestellt, dass das Gesetz oft ignoriert wird. Eine Steuer auf Einwegverpackungen soll für gastronomische Betrieben daher ein zusätzlicher Anreiz sein, ihr Mehrwegangebot auszubauen.
Vorbild Tübingen
In Tübingen zahlen Betriebe seit Anfang 2022 eine Steuer in Höhe von 50 Cent für einmalig verwendbare Getränke- und Lebensmittelverpackungen sowie Geschirrteile und 20 Cent für Bestecksets. Die Rechtmäßigkeit einer solchen Steuer wurde durch das Bundesverfassungsgericht bestätigt. Seit der Einführung kam es zu einer spürbaren Reduktion von Müll im öffentlichen Raum und die Nutzung von Mehrwegsystemen hat sich deutlich gesteigert. Pro Kopf gerechnet hat Tübingen Deutschlandweit die größte Dichte an mehrwegnutzenden Betrieben. Das Bündnis fordert daher auch für Münster die Einführung einer regionalen Steuer auf Einwegverpackungen im Take-Away-Bereich der Gastronomie.
