Mehr Investitionen in den ÖPNV

Angesicht steigender Kfz.-Anmeldungen in Münster fordert selbst die FDP mehr Geld für Bus & Bahn


Die FDP-Ratsfraktion in Münster verschickte am Freitag (29. Juli 2022) eine Pressemitteilung, die überraschte. Die Liberalen fordern mehr Investitionen in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Jörg Berens (im Bild), Vorsitzender der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Münster, teilte mit: „Wenn die Kfz.-Anmeldungen steigen, obwohl die geplanten Preissteigerungen beim ÖPNV durch die Mehrheit im Rat ausgesetzt sind, dann zeigt das: Der Schuh drückt nicht beim Preis, sondern wir müssen mehr in die Qualität des ÖPNV-Angebots investieren.“

Mobilität sei ein Grundbedürfnis des Menschen, unterstrich der Kommunalpolitiker, der zugleich betonte, dass „hierzu zweifelsfrei auch die freie Wahl des Fortbewegungsmittels“ gehöre. Er dürfte dabei an die Hochzeit seines Parteivorsitzenden auf Sylt gedacht haben. Schließlich nahm sich der CDU-Vorsitzende Merz die Freiheit, mit seinem Privatjet aus dem Sauerland auf die nordfriesische Insel zu reisen.

Richtig erkannt hat die FDP in Münster, dass „die kontinuierliche Steigerung des Kfz.-Bestandes eine große Herausforderung ist“: Die Verkehrsinfrastruktur in Münster sei seit Jahren überlastet. Daher sieht die FDP nicht allein „das Mehr an Autos als Problem“, sondern die Tatsache, dass der Steigerung an Fahrzeugen kein wirksames Konzept entgegengesetzt wird. Sie schreibt: „Im Gegenteil: Das Rathausbündnis [aus Grünen, SPD und Volt] verschiebt den Verkehrsdruck nur von der einen auf die nächste Straße und versagt dem ÖPNV die notwendigen Investitionen und Preiserhöhungen.“

„Es ist sehr erfreulich, dass selbst die Liberalen, die auf Bundesebene, wo sie mit zwei der drei Parteien aus dem Münsteraner Rathausbündnis die Regierung stellen und in der Koalition bis jetzt erfolgreich ein aus klima- und ernergiepolitischen Gründen notwendiges Tempolimit auf deutschen Autobahn verhindern, merken, dass Münsters Verkehrspolitik der vergangenen Jahre nicht zielführend ist. Weder werden die Menschen in der Stadtmitte und an den Einfallstraßen vom Lärm und dem Flächenfraß der Autos geschützt, noch wird den Bewohner*innen des Münsterland ein attraktives Angebot im öffentlichen Verkehr angeboten“, kommentiert Werner Szybalski, Sprecher der Münsterliste, die Äußerungen der FDP.

Die Münsterliste wird am Samstag, dem 13. August, von 16 Uhr bis 18 Uhr mit Interessierten in der Zukunftswerkstatt Kreuzviertel (Schulstraße 45 in 48149 Münster) über ein ökologisch verträgliches Verkehrskonzept für die Stadtregion Münster diskutieren. „Nachhaltiger Verkehr im Münsterland“ sei nur möglich, „wenn der Umweltverbund aus Fuss-, Rad- und öffentlichem Personen- und Güterverkehr klar priorisiert werden. Erst dann ist auch die von der FDP geforderte freie Wahl des Verkehrsmittels überhaupt möglich“, so Szybalski, der betonte: „Der meiste Verkehr in der Region muss zukünftig auf der Schiene mit eigenem Fahrweg erfolgen.“