Rekommunalisierung gelingt

Münster kauft Frauenstraße 24

Riesenjubel bei der F24-Projektgruppe – die städtische Wohnungsgesellschaft Wohn- und Stadtbau hat das traditionsreiche Haus in der Frauenstraße 24 erworben. Die Stadt folgte damit einem Bürger*innenantrag gemäß § 24 Gemeindeordnung NRW. Diesen hatte eine Projektgruppe aus LEG-Mieter*innen-Initiative Münster, den Hausbewohner*innen, dem AStA der WWU, der KulturKneipe F24, dem Kulturverein Frauenstraße 24, dem ehemaligen Haussprecher der F24, Bernd Uppena, und dem Ex-Kommunalpolitiker Theo Sträßer (SPD) im August vergangenen Jahres beim Rat der Stadt Münster eingereicht.

Anfang Juli teile Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe der Projektgruppe mit, dass dem Bürger*innenantrag entsprochen wurde. Die F24, wie das Haus liebevoll von den Bewohner*innen und Freund*innen genannt wird, ist damit im Sinne der LEG-Mieter*innen-Initiative Münster rekommunalisiert. Ein erfreuliches Ergebnis auch für die Münsterliste – bunt und international, die eine grundsätzliche Rekommunalisierung der LEG fordert.

„Wir freuen uns riesig“, so Joachim Hetscher vom KulturVerein F24 in einer Medien-Information, „dass damit das denkmalgeschütze Haus vor Immobilienspekulation dauerhaft geschützt wird und nachhaltig für bezahlbaren Wohnraum, als Kulturkneipe und Ort kultureller Begegnung in der Altstadt gesichert werden kann.“

Hausbesetzung für bezahlbaren Wohnraum für Studierende

Auf drei Etagen über der Kneipe wohnen in der Frauenstraße 24 insgesamt 21 Menschen, die größtenteils in Münster studieren. Dies ist seit rund 40 Jahren so. Damals schrieb die inzwischen rund 120 Jahre alte F24 bundesweit Geschichte. Als eines der ersten Häuser in Deutschland wurde es wegen der großen Wohnungsnot in Münster von Studierenden besetzt. Am 3. Oktober 1973 bevölkerten rund 300 Menschen die F24. Ihr Ziel war es, das Haus vor dem geplanten Abriss zu retten und es dauerhaft als bezahlbaren Wohnraum für Studierende zu erhalten.

LEG-Mieter*innen-Initiative setzt den Ankauf auf die Agenda

Dank der Initiative des ehemaligen Haussprechers Bernd Uppena und weiterer Ex-Bewohner*innen und Freund*innen des inzwischen zum wichtigen kulturellen Ort in Münster entwickelten Hauses in unmittelbarer Nähe des Schlosses wurde und wird die geschichtsträchtige F24 mit vielen Feierlichkeiten gewürdigt. Das Haus gehörte der WGM (Wohnungsgesellschaft Münsterland mbH), einer hundertprozentigen Tochter der LEG Immobilien SE. „Deshalb hatte die LEG-Mieter*innen-Initiative Münster auch die F24 auf dem Schirm“, verdeutlichte Werner Szybalski, einer der Sprecher der Initiative. Szybalski, der für die LEG-Mieter*innen-Initiative Mitglied im konzernweiten Kundenbeirat der LEG ist, wurde deshalb Anfang September 2020 am Rande einer Kundenbeiratssitzung in Dortmund in Sachen Rekommunalisierung der F24 aktiv.

„Ich habe beim Chief Operating Officer der LEG, Dr. Volker Wiegel, einfach mal mündlich angefragt, ob es möglich wäre, das Haus in Münster zu erwerben. Im Dezember erhielt ich dann per Email tatsächlich ein Kaufangebot von der LEG. Mir wurde die F24 zu einem durchaus fairen, wenn auch marktüblichen Preis angeboten.“

Projektgruppe setzt sich für Ankauf durch die Stadt ein

Zunächst sprach Werner Szybalski mit den Hausbewohner*innen und sondierte, ob ein Ankauf durch die Bewohner*innen unter dem Dach des Mietshäuser-Syndikats möglich ist. Diese Bemühungen verliefen im Sande, da die meisten Studierenden nur einige Jahre in der F24 wohnen. Im Januar 2021 informierte Werner Szybalski den Kulturverein Frauenstraße 24 von dem bestehenden Angebot. Nach diesem Gespräch fand sich die Projektgruppe zusammen, die schließlich im August den nun erfolgreich abgeschlossenen Bürger*innenantrag einbrachte.

Historisches Banner der Hausbesetzer*innen.